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berliner szenenDemnächst bin ich weg aus Berlin

Dienstagfrüh habe ich immer Therapie. Sehr früh, weshalb ich im Anschluss erst mal Kaffee tanken und mich von dem morgendlichen Blick in die Abgründe meines Seins erholen muss. In der Knesebeckstraße sitze ich dann bei zu teurem, aber gutem Kaffee und solidem, mit über 3 Euro definitiv zu preisigem Pain au Chocolat.

Es sind Momente, in denen ich mich wieder versuche, mit der Welt zu verbinden und mir einzureden, dass doch alles gar nicht so schlimm ist. Also freue ich mich über kleine Interaktionen, die von Zugewandtheit zeugen. Wie an diesem Morgen, an dem ein nicht mehr ganz junges, aber wohl frisch verliebtes Paar sich vor mir verabschiedet. Sie sind unbeholfen, wohl wirklich noch ganz am Anfang. Ich kann mich für sie freuen, was wiederum mich freut.

Einer geht, der andere bleibt sitzen, bekommt kurze Zeit später aber Zufallsbesuch. „Mausiii“, tönt dieser und die beiden Männer umarmen sich. Der Neue trägt Tarnmuster auf Hose und Tasche, sonst wirkt er unauffällig. „Ab Dezember 2024 bin ich weg“, sagt und wiederholt er gleich noch einmal. In Berlin sei es nicht auszuhalten. „Ab Dezember 2024 bin ich weg.“ Auch ich finde die Stadt inzwischen unwirtlich, weil zu laut und zu viel für mich.

Während ich sinniere, wohin sich die Tarnmaus wohl verabschieden wird, überrumpeln mich die nächsten Worte. „Nur Abschaum in den Öffis“, sagt er. Tausende kämen täglich in Tegel an, „und wir können uns die Stadt nicht mehr leisten“.

Als ich kombiniere, dass er nicht mehr vom Flughafen TXL spricht, sondern von einer seiner Teilnutzungen, wird mir schlecht. Hat er nicht gesagt! Sein Bekannter in grauer Bomberjacke sieht, wie mir alles aus dem Gesicht fällt, und zieht die Tarnmaus hastig weg. Mit der Welt verbinden möchte ich mich heute jedenfalls nicht mehr.

Sophia Zessnik

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