berliner szenen: Austüfteln eines Gießplans
Es regnet wieder viel zu wenig. Garten- und Balkonbesitzer wissen das, selbst wenn sie sich nicht für Politik interessieren. Vor unserem Sommerurlaub hat mir nichts so viel Stress gemacht wie der Gießplan für zwei Balkone und einen Schrebergarten. Das schafft nicht ein freundlicher Nachbar alleine. Schon die Balkone brauchen bei Hitze täglich etwa 50 Liter Wasser. Klimawandel, you name it!
Ja, Sommer ist schön. Aber die Trockenheit ist ein Problem. Vielleicht nicht für jeden am Strand, aber für die Natur. Mich erstaunt immer, für wie viele Menschen dieses Klimading noch immer nichts mit dem eigenen Leben zu tun hat. Klimawandel? Ja, blöde Sache. Aber irgendwas einschränken oder ändern? Ach nö. Besuch von zwei Kolleginnen, eine weit über 50, die andere knapp dem Fridays-for-Future-Alter entwachsen. Wir reden über Autos. „Warum wolltest du denn nie eins haben?“, fragt mich die Jüngere erstaunt. Ach, wegen Umweltschutz? – „Ich halte nichts von einem Autoverbot“, sagt die Ältere, „das soll doch wirklich jeder selber entscheiden dürfen, wie er sich fortbewegt. Jeder nach seiner Fasson, sonst hätten wir ja eine Diktatur.“
Ich bin auch nicht für generelle Verbote. Aber ich bin vehement dafür, dass diese „Verkehrswende“ ein politisches Projekt wird, dessen Notwendigkeit eine breite gesellschaftliche Akzeptanz erfährt. Damit auch diejenigen, für die das Autofahren bislang alternativlos ist („Im Regio sind die WCs so dreckig, die kann man gar nicht nutzen“), endlich umsteigen: in Züge, die sauber und pünktlich sind, in denen Platz genug für Räder, Kinderwagen et cetera ist und die man sich auch nach dem 9-Euro-Ticket noch leisten kann.
Wer meint, dieser Klimawandel und das eigene Leben hätten nichts miteinander zu tun, der sollte sich einen Balkon anschaffen. Oder einen Kleingarten. Oder beides. Gaby Coldewey
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