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berliner szenenWodka und Knoblauch

Borschtsch?“, fragt der temporäre Mitbewohner einer Freundin, als ich mir beim Betreten der Wohnung die Schuhe ausziehe. Zuvor hat er sich vorgestellt und mit ihr geschimpft, dass sie ihm nicht angekündigt habe, dass Besuch kommt. Ich nicke, obwohl ich bereits gegessen habe. Ich will nicht unhöflich sein. Die Freundin grinst. Seit sie am Hauptbahnhof spontan eine geflüchtete ukrainische Kleinfamilie mitgenommen hat, kann sie sich nicht mehr vor Borschtsch retten. Denn die Frau kocht und kocht und kocht und besteht darauf, dass sie mitisst.

Während der Mann den Borschtsch in Schüsseln verteilt und Schmand dazugibt, erklärt die Freundin: „Sie haben zu dritt nur 400 Euro für einen Monat bekommen. Viel zu wenig, um für mehr Menschen zu kochen. Aber es scheint ihnen so ein Anliegen zu sein, etwas zurückzugeben, das ich nicht ablehnen kann.“ In dem Borschtsch sind Fleischstücke. Verwundert sehe ich die Freundin an. Sie winkt ab und löffelt weiter. Dabei ist sie Vegetarierin. Sie erzählt, sie schaffe es einfach nicht, es der Familie zu erklären. Sie haben keine gemeinsame Sprache. Und Google Translate spuckt nur Kauderwelsch aus. Also isst sie das Fleisch.

Beim Essen versuche ich, mich mithilfe von Google Translate mit den beiden Erwachsenen zu unterhalten. Doch das Handy spuckt nach seinen langen Sätzen immer nur Satzfetzen wie: „Russland Wolf, Georgien Giraffe“ aus. Irgendwann geben wir den Versuch einer ernsthaften Unterhaltung auf.

Das Handy aber registriert ungebeten weiter alles, was am Tisch gesprochen wird. Als der Mann zu seiner Frau etwas über das Essen sagt und das Handy auf Deutsch „Wodka und Knoblauch für immer gut Leben“ ausspuckt, bekommen wir alle einen Lachkrampf und können nicht mehr aufhören zu lachen.

Eva-Lena Lörzer

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