berliner szenen: Schwimmen gegen Fernweh
Der große Sohn war im polnischen Krakau bei seiner Freundin. Zurück in Berlin erzählt er uns, was sich seit seinem letzten Besuch dort alles verändert hat. Ich werde ein bisschen sentimental, denn unser letzter gemeinsamer Krakau-Aufenthalt liegt schon ein paar Jahre zurück. Und die Aussichten auf eine baldige Reise sind – Omikron sei Dank – nicht die besten. „Schön, mal was von der Welt außerhalb zu hören“, seufze ich. „Man sieht ja nur noch Pankow und Kreuzberg.“ – „Na, und Wedding“, sagt mein Mann mit stoischer Gelassenheit.
Wir wollen fair bleiben: Auch ich sehe noch andere Teile Berlins. Den Berliner-Bäder-Betrieben sei Dank. In den hauptstädtischen Schwimmhallen gilt nämlich die 2G+-Regel, also geimpft, genesen plus Abstand. Deshalb wird nur noch eine bestimmte Personenzahl gleichzeitig ins Bad gelassen. Das ist eigentlich ja vernünftig. Theoretisch. In der Praxis ist es vor allem kompliziert. Denn man muss einen „Slot“ buchen, ein etwa zweistündiges Zeitfenster. Diese Slots werden jeweils 72 Stunden vorher online freigeschaltet. Meistens sind sie nach wenigen Sekunden ausgebucht. Ich stelle mir dafür extra einen Wecker, rufe ein paar Minuten vorher die Seite auf und versuche dann, schneller auf „buchen“ zu klicken als die anderen. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Dann schaue ich nach, wo und wann die nächste Schwimmgelegenheit wäre. Und das Spiel geht von vorne los. In den letzten Wochen war ich so in Mitte, Wedding, Prenzlauer Berg und Wilmersdorf. Den 8-Uhr-Slot in Mariendorf konnte ich leider nicht wahrnehmen, weil ich es nicht geschafft habe, um 6 Uhr morgens dafür aufzustehen.
Nächstes Wochenende bin ich in Charlottenburg. Durch die Coronabrille gesehen könnte ich also behaupten: Ich komme ganz schön rum. In Berlin. Gaby Coldewey
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