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berliner szenenIhr seht aus wie Gesichter

Wir sind zum Essen verabredet, A. und ich. Es ist ein herbstlicher Tag im August, abends ist es schon kühl und die Feuchtigkeit lässt die Wespen unkontrolliert um unseren Tisch vor dem Restaurant in Schöneberg herumtorkeln. Wir haben uns länger nicht gesehen, stellen wir fest.

„Als wäre es in einer anderen Jahreszeit gewesen“, sagt A. und ich nicke.

Ein Mann kommt vorbei. Er trägt eine grüne Mütze, und wenn er lächelt, sieht man, dass ihm ein Schneidezahn fehlt. Hinter ihm steht ein kleiner zitternder Hund.

„Habt ihr vielleicht ein bisschen Kleingeld für mich?“, fragt er. Ich krame nach der Geldbörse und gebe ihm ein paar Münzen.

„Sagt mal“, sagt der Mann. „Ihr seht aus wie Schauspieler oder irgendwelche Gesichter.“ Ich lache und antworte: „Wohl eher wie irgendwelche Gesichter.“

„Also Theater, ja?“ „Ach so, nee“, sage ich. „Aber ich“, sagt er, wendet sich seinem Hund zu und ruft: „Eh hopp.“ Der zitternde Hund macht Männchen und bewegt die Hinterpfoten im Kreis wie im Tanz. Dabei dreht er den Kopf wie eine Ballerina. Der Ausdruck in seinen Augen ist stolz.

Wir lachen, eine Frau am Nebentisch klatscht.

„Soll ich mal was singen?“, fragt der Mann da. „Hm“, meint A., „also wir haben uns eigentlich noch viel zu erzählen.“

Die Frau am Nebentisch sagt: „Doch sing mal was, oder, besser, lass uns mal alle zusammen was singen.“ „Ich kann nicht singen“, sage ich. „Ach was, jeder kann singen“, sagt sie resolut und schiebt sich ihre Sonnenbrille ins Haar. „Kommt, was können wir denn mal singen?“

„Kennt ihr Sunshine Reggae?“, fragt der Mann mit der Mütze, und sie beginnen beide den Refrain zu singen.

Irgendwelche Gesichter sehen ihnen dabei zu und klatschen dann. Der Hund hat sich hingesetzt und zittert wieder. Isobel Markus

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