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berliner szenenMarathon über die Flohmärkte

Was mir im Lockdown sehr fehlte, war das sonntägliche Schlendern über Flohmärkte. Da dies wieder drin ist, gab ich mir letzten Sonntag die volle Dröhnung. Vier Flohmärkte wollte ich mit meinem Fahrrad von Schöneberg aus abklappern. Erst zu dem an der Marheineke-Markthalle, dann zum Neuköllner Flohmarkt am Kanal, schließlich bis nach Friedrichshain zum Flohmarkt am RAW-Gelände und am Boxhagener Platz. Uff.

Vor der Pandemie wäre mir so ein Flohmarktmarathon viel zu stressig gewesen. Doch jetzt wollte ich so viel, wie nur geht. Schon seit Längerem hielt ich nach einer Bluse mit einem bestimmten Schnitt und Farbton Ausschau. Doch ich nahm mir erst gar nicht vor, genau danach zu suchen.

Auf den ersten beiden Flohmärkten kaufte ich mir zwei Blusen für jeweils vier Euro. Zwei schöne Blusen, die aber nicht der Bluse entsprachen, nach der ich eigentlich suchte. Als ich wieder auf mein Fahrrad steigen wollte, um nach Friedrichshain zu fahren, rief mich meine Schwester an. So schob ich telefonierend das Fahrrad. Als ich am RAW-Gelände ankam, war es schon nachmittags. Die Auswahl war mäßig. Ich fand nichts, zumal ich immer noch mit meiner Schwester telefonierte, was nicht sonderlich hilfreich beim Stöbern war. Ich lief weiter zum Boxi und verabschiedete mich von meiner Schwester an einem Stand, der blusenmäßig sehr vielversprechend wirkte. Zumindest waren es alles Klamotten aus den Achtzigern. Kaum war ich den Blusen zum Greifen nah, griff neben mir eine Frau nach der, die exakt meinen Vorstellungen entsprach. Und das Schlimme war: Sie kaufte die Bluse schließlich vor meinen Augen für einen schmalen Taler.

Wäre ich nur eine Minute früher am Stand gewesen, dann … Ach, Flohmarkt, du hast mir trotzdem gefehlt.

Eva Müller-Foell

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