berliner szenen: Niemals laufen, oder doch?
Meine Hände haben Elefantenhaut bekommen, vielleicht weil ich sie so oft wasche. Sie sehen so aus, als wären sie doppelt so alt wie ich.
Meine Füße dagegen sind wie Kinderfüße, aber das hat mit Corona nichts zu tun, das war schon immer so. Ich bin bei Größe 35 geblieben. Ein Problem ist das nur, wenn ich Schuhe kaufen muss.
Vor Kurzem sagte ich einer Freundin, dass ich vielleicht versuchen würde, doch joggen zu gehen, wenn ich Laufschuhe hätte. Das habe ich noch nie wirklich gemacht, aber vieles ist für mich gerade neu. Deshalb, warum nicht? Außerdem habe ich neulich davon geträumt. In meinem Traum konnte ich schnell laufen und das Gefühl dabei war befreiend.
Die Freundin lachte sich kaputt: Vor einigen Monaten waren wir in einer Kneipe gewesen und jemand warf die Frage in der Runde: „Was könntest du dir bei dir nie vorstellen?“ Eine sagte: „Vor einem Publikum zu reden.“ Meine Feundin sagte: „Anwältin zu werden.“ Ein Freund meinte: „Eine Perücke zu tragen.“ Und ich: „Einen Marathon zu laufen.“
Ich sagte ihr nun zur Beruhigung, dass ich sowieso keine richtigen Schuhe habe (und online möchte ich nicht bestellen).
Doch eines Tages, als ich runtergehe, um frische Luft zu schnappen, entdecke ich einige Häuser weiter einen Karton mit Klamotten und auch ein paar Laufschuhen in meiner Größe zu verschenken. Grau und Pink mit neonpinkfarbenen Schnürsenkeln, das hätte ich nie ausgesucht, aber ich kann das Geschenk der Straße nicht übersehen. Ich wasche sie in der Waschmaschine mit 95 Grad und stelle sie im sonnigen Balkon zum Trocknen.
„Ich bin gespannt“, schreibt die Freundin, als sie die Neuigkeit erfährt. „Ich auch“, antworte ich, während ich die Schuhe probiere und merke, dass sie sehr bequem sind. Luciana Ferrando
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