berliner szenen: 64 Saftkisten auf einer Euro-Palette
Letzte Woche hatte ich ein paar Büchsen Pizza-Tomaten und eine Packung Haferflocken gekauft. Das sind unsere familiären Grundnahrungsmittel. Das Kind bezichtigte mich der Corona-Hysterie. Dabei isst er mit Abstand am meisten, Wachstum und so.
War dieser Einkauf noch problemlos möglich, gibt es nun erste Engpässe. „Zucker, Haferflocken, Bio-Tomaten“, zählt mein Mann die Lebensmittel auf, die in den von ihm frequentierten Läden nicht mehr vorhanden waren. Wir reden über Vorräte. Darüber reden wir generell viel, weil er immer welche anlegt, als stehe der nächste Krieg bevor. Und es mir genügt, dass wir drei Supermärkte in der Nähe haben. „Auf der Liste der Bundesregierung steht, man solle 20 Liter Wasser pro Person haben“, sage ich. „Aber mal im Ernst, zu dritt bräuchten wir 60 Liter. Wo sollten wir das denn lagern?“
Jetzt kommt mein Mann in Fahrt. Endlich sprechen wir ausführlich über Vorratshaltung und ich blocke das nicht gleich ab, wie sonst immer. „Pah, 60 Liter“, sagt er, „das sind gerade mal sieben Kisten. Die können wir hier locker neben dem Küchenschrank aufstapeln.“ Ich möchte nur sehr ungern sieben Kisten Mineralwasser neben meinem Küchenschrank aufstapeln. Aber mein Mann, der seine Fachkenntnisse bei der langjährigen Arbeit in einer Fruchtsaftkelterei erworben hat, fährt fort: „Weißt du, wie viele Saftkisten auf eine Euro-Palette passen? 64 Stück, jeweils vier Kisten übereinander. Die könnten wir …“ – er zeigt auf eine palettengroße Fläche neben dem Küchentisch – „völlig problemlos hier hinstellen.“
Mir kommt Loriot in den Sinn: „Wird das günstiger, wenn ich gleich mehrere nehme?“ Wir hätten dann 384 Liter Saft im Haus. Den könnte man mit dem Mineralwasser mischen. Wenn’s im Sommer wieder heiß werden sollte, wären wir gut vorbereitet. Gaby Coldewey
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