berliner szenen: Empanadas ohne Wein?
Als ich ihr vorschlage, argentinische Empanadas essen zu gehen, leuchten ihre Augen. Natürlich sagt sie zu – obwohl ich erwähne, dass mir der Laden suspekt ist: Erst hatten es die Inhaber*innen mit Paninis und italienischem Flair, einige Monate später mit Sushi. Nun also argentinische Speisen.
Sie hat eine Zeit in Buenos Aires gelebt. Die Sehnsucht fängt im Magen an, denke ich. Wir setzen uns draußen hin („da, bei den Galas“, sagt sie begeistert und zeigt auf die Zeitschriften, die auf dem Tisch wie ein Fächer ausgebreitet sind) und freuen uns schon auf ein kaltes Feierabendbier. Während wir uns das Menü anschauen, streiten sich drinnen zwei Mitarbeiter. Die linke Spalte der Karte gebe es noch, die rechte sei ausverkauft. Mexikanisches Essen ist ebenso im Angebot. Nur kein Bier. Und auch kein Wein. „Empanadas ohne Wein?“, fragen wir. Doch der Kellner scheint nicht zu verstehen, warum wir empört reagieren, und erklärt auf Spanisch, mit einem Akzent, den wir nicht identifizieren können, dass sie doch alkoholfreies Bier haben. Wir stehen auf – weder demonstrativ noch unauffällig – und gehen.
Wir wollen die Empanadas nicht aufgeben und versuchen es noch mal in einem anderen Lokal. Zu dem Bier bekommen wir gleich gesalzene Erdnüsse, wie immer in Argentinien, und damit fängt das Ganze viel besser an. Die Empanadas sind lecker, der Kellner sehr sympathisch. Statt typischer Tango- oder Fußballbilder hängen an den Wänden Fotos zeitgenössischer Musiker*innen und Künstler*innen aus der argentinischen Popkultur, vor allem aus den neunziger Jahren.
Wir unterhalten uns über die Arbeit, aber nicht nur, während der Himmel über der Danziger Straße langsam dunkler wird und die Luft immer mehr nach frischem Frühlingsabend riecht.
Luciana Ferrando
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