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berliner szenenFlanieren durch den Etwasberg

Alles erfolgt anders als geplant an diesem Samstag. Das Interview wird vor Ort abgesagt, das hatte die Fotografin auch bisher noch nie gehabt. Wir rauchen in der Sonne und fragen uns, ob die Skulpturen auf der Gotzkowskybrücke ein Hybrid aus Widder und Meerjungfrau oder aus Widder und Seehund sind. Dann reden wir über Teneriffa, La Gomera und die Sängerin Chavela Vargas und fahren nach Kreuzberg.

Auch die Verabredung mit meinen ehemaligen Spanischschülerinnen – Mutter und Tochter – klappt am Ende doch nicht. Der Tag ist wie ein Auto mit defektem Motor. Besser wird es erst, als ich meine Freundin zum Bode-Museum begleite. Ich bin so gut wie nie im Museum, und die Ausstellung über „Afrikanische Kunst“ wirft viele Fragen in den Raum.

Wir verlassen das Gebäude als allerletzte Besucherinnen (die Tür wird hinter uns zugeschlagen) und trinken etwas in der Tucholskystraße. Die Ecke erinnert meine Freundin an ihre Heimatstadt Budapest. Deshalb durchstreifen wir die Linienstraße, die Kleine Hamburger, die Sophienstraße, als wären wir nicht mehr in Berlin. Wir trinken ein Bier bei einer Hipster-Ausstellungseröffnung, gucken uns Clärchens Ballhaus und die ehemalige Jüdische Mädchenschule in der Auguststraße an und schaukeln auf einem Spielplatz. Zwei Mädels gehen immer wieder an uns vorbei. Wir vermuten, dass sie genauso wie wir fremd in diesem Stadtteil sind. Eine sagt: „To make somebody happy, who you don’t know. Random Happiness.“

Wir freuen uns, diese Urlaubsgefühle zu haben, und fragen uns, wie würde dann diese Stadt heißen, wo wir gelandet sind. „Etwas … Berg“, sagt meine Freundin. „Perfekt!“, sage ich und statt nach Neukölln zurückzufahren, flanieren wir durch Etwasberg weiter. Luciana Ferrando

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