berliner szenen: Es geht ja um den Aufstieg
Manchmal gleitet meine Aufmerksamkeit vom Spiel weg. Obwohl es um den Aufstieg geht. Und der Aufstieg ist eine ernste Sache. Vor allem, wenn man von Spiel zu Spiel denkt. Von Halbzeit zu Halbzeit.
Aber da ist der Mann mit dem Bier. Er läuft mit dem Rücken zum Spielfeld die Gegengerade auf und ab. Von der Waldseiten-Eckfahne bis zur Mittellinie und zurück. Er sieht immer wieder prüfend die Ränge hoch. Und dauernd heben sich Arme in die Höhe und winken ihm zu, aber es scheinen nie die richtigen zu sein, denn sein Gesicht bleibt suchend und ohne einen Ausdruck des Erkennens. Sechs volle Becher hält er in seinen Händen. Es sieht nicht entspannt aus, wie er das Bier umklammert hält. Warum hat er sich beim Ausschank nicht eines dieser Papptabletts geben lassen? Vielleicht dachte er, gleich wieder bei seinen Freunden zu stehen und das Bier verteilen zu können. Aber irgendetwas ist schiefgelaufen. Was macht er nun mit dem Bier in seinen Händen? Weiter die Grundlinie auf und ab laufen wie Christopher Trimmel? Sich irgendwo hinstellen und das Bier alleine trinken? Es verschenken und neue Freunde finden? Überhaupt: Wo sind denn seine Freunde? Warum sehen sie ihn nicht? Sie müssten ihn doch auch vermissen oder zumindest ungeduldig auf das Bier warten und nach ihm Ausschau halten. Fragen über Fragen.
Da fällt das 2:0. 79. Minute. Der Mann mit dem Bier dreht sich zum Spielfeld um und reißt die Arme nach oben. Anschließend umarmt er pitschnass einen Ordner. Um das Bier muss er sich nun keine Gedanken mehr machen. Seine Freunde hat er zwar immer noch nicht gefunden. Aber das ist jetzt egal. Er tanzt jubelnd im Kreis. Ich lese auf seinen Lippen, wie er „Uuun–ioon!“ schreit und sich freut. Und er hat völlig recht. Es geht ja schließlich um den Aufstieg. Daniel Klaus
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