piwik no script img

berliner szenenDer hat Drogen gekauft!

Zwei Jungs steigen ein. Die rechte Hand beider steckt im Gummibund ihrer Jogginghose. Plötzlich ziehen sie die Hände heraus, beugen sich vor, machen dieses Ghetto-Schnick-Schnack-Schnuck mit den Fingern, dann steht der eine auf und geht. Die ganze Zeit über habe ich fasziniert hingestarrt. Ich als Pankowerin kenne solches Verhalten nur aus dem Fernsehen. In Pankow gibt es höchstens die Suffis am U-Bahnhof, und die sind viel zu druff, um irgendwas Spannendes mit ihren Fingern machen zu können. Ich gucke noch mal hin. Da glitzert was zwischen den Fingern von dem, der sitzen geblieben ist. Ich werde ganz aufgeregt. „Paul!“, flüstere ich voller Freude. „Du, Paul! Ich glaube, der hat gerade Drogen gekauft!“ Das erste und einzige Mal, dass ich Drogen gekauft habe, war, als ich fünfzehn war. Haschisch am Helmholtzplatz für einen Kuchen zum sechzehnten Geburtstag meiner Freundin Frieda. Wir dachten, wir müssen das jetzt machen. Christiane F. war 13, als sie sich den ersten Schuss setzte.

Na ja. War das erste und letzte Mal, dass ich Drogen genommen hab. An Friedas Geburtstag habe ich nur verschwommene Erinnerungen. Ich glaube, wir lagen die ganze Zeit flach auf dem Rücken im Wohnzimmer von Friedas Mutter und hofften, dass es bald aufhören würde. Irgendwann riefen wir bei der Drogenhotline an, um zu fragen, was wir machen könnten, damit sich das Zimmer nicht mehr dreht. Der Mann am Telefon schimpfte, wir hätten uns das vorher überlegen sollen. Dann sagte er, wir sollten uns was zu essen machen.

Wie die Küche danach aussah, kann man sich vorstellen. Ich glaube, es gab Nudeln mit Schokopudding. Und nun werde ich Zeuge eines echten Deals! Gruselig! Paul schaut mich an und streichelt mir die Wange: „Willkommen in Berlin, Frau Großstadtschriftstellerin.“ Lea Streisand

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen