berliner szenen: Die grünen Männchen vom Amt
Es muss im Mai gewesen sein, als die Stadt vorgab, den Spielplatz vor meiner Tür innerhalb von drei Wochen instand zu setzen. Sie hatten ein Schild aufgestellt mit einem Parkverbot für die Anlieger. Es ging darum, ein bestimmtes Areal neu zu pflastern. Das schien eine machbare Aufgabe zu sein, und anfangs legten sich die Mitarbeiter des Grünflächenamtes mächtig ins Zeug, was allein daran zu sehen war, dass sie einen sehr großen Personalschlüssel mit in den Prenzlauer Berg gebracht hatten.
Zwei, drei Leute in den grünen Overalls arbeiteten beeindruckend engagiert. Fünf, sechs Kollegen standen indes herum wie Statisten einer Berliner Arbeitsszene. Sie plauderten, hockten auf einem Stein oder gaben zu ihrer eigenen Belustigung Anweisungen an die Kollegen. Ein fröhlicher Trupp war das, der offenbar nicht nur dieses Engagement angenommen hatte. Die grünen Männchen vom Amt kamen eher unregelmäßig.
Aus den drei Wochen sind mittlerweile drei Monate geworden, und der Spielplatz ist, sie ahnen es, immer noch nicht fertig. Das Pflaster sieht schon ganz gut aus, neulich machten sie sogar mit einer Rüttelmaschine mächtig Krach, eine kleine Schwingtür steht mittlerweile auch. Aber die Zäune, welche die Baustelle umgeben, sind nicht nur ein Schutz für die Kinder, die hier schaukeln, buddeln und klettern, sie sind auch zu einem Mahnmal Berliner Bedächtigkeit geworden.
Diese Zäune gehören seit über einem Jahr zum Spielplatz. Damit wurde seinerzeit ein Piratenschiff eingekreist, das für baufällig erklärt wurde, obwohl es noch einen recht soliden Eindruck machte. Der Austausch der Spielgeräte ging gleichfalls mit beeindruckender Langsamkeit vonstatten. Der Taktgeber für die Bauarbeiten ist wohl ein BER-Metronom. Klaaaaaack, klaaaaaack.
Markus Völker
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