berliner szenen: Party an der Krummen Lanke
Mit meiner nahe der Krummen Lanke wohnenden Freundin lache ich immer bei der Vorstellung, eine Party an der Krummen Lanke zu schmeißen, die „Kakerlaken-Party an der Krummen Lanke“ heißen soll. Es kam dazu, als sie in ihrem Deutschkurs über das Wort „Kakerlake“ stolperte und es phonetisch sofort mit „Krumme Lanke“ assoziierte.
„Wer möchte schon Party an der Krummen Lanke machen?“, fragt sie, als wir zusammen dort am See sitzen. „Nur die Kakerlaken“, antworte ich. Wir lesen Zeitung, schwimmen und beobachten die StehsurferInnen, die an uns vorbeipaddeln, als wären sie Gondolieri in Venedig.
Am Abend lande ich allein bei einer Bekannten, die ihren Geburtstag in einer Neuköllner Kneipe feiert. Eine Freundin von ihr sagt zu fortgeschrittener Stunde: „Lass uns zur Krummen Lanke fahren!“ Sie möchte sich den Sonnenaufgang anschauen und ins kalte Wasser springen. Ich habe noch die nassen Klamotten von nachmittags dabei und bin nur einige Meter von zu Hause entfernt. Doch sie steckt mich mit der romantischen Vorstellung an. Wir nehmen die U-Bahn, zweimal die S-Bahn und dann wieder die U-Bahn. Ich frage nicht, warum wir nicht mit der U7 und der U3 fahren, so wie ich auch nicht frage, warum plötzlich ein Freund von ihr mitkommt.
Als wir endlich am See sind, wird es hell. Doch von der Sonne keine Spur. Es ist kalt und grau. Enten versuchen uns zu attackieren, StammschwimmerInnen werfen uns schräge Blicke zu. Ich frage mich, warum ich wieder hier bin und mein Bett am anderen Ende der Stadt ist. Dann wird aber „Das Lied von der Krummen Lanke“ auf dem Handy gespielt. Ich muss an tanzende Kakerlaken denken und freue mich schon auf das Gelächter, wenn ich meiner Freundin davon erzähle.
Luciana Ferrando
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