berliner szenen: Geldwäsche eins und zwei
Es ist so lange her, dass es mittlerweile verjährt ist. Ich war jung, hatte etwas Geld, fand das Ganze lustig, und seitdem achte ich auf Betreff-Zeilen. Ich hatte Geld verliehen und es an zwei aufeinander folgenden Tagen überwiesen. Als Verwendungszweck schrieb ich „Geldwäsche 1“ und „Geldwäsche 2“. Ein paar Tage später klingelte das Handy. Frau F. von der Bank war dran, fragte mich nach meinem Namen, und als ich ihn bestätigte, fragte sie, ob ich etwas Zeit habe. Worum es denn gehe, fragte ich. Sie wolle es ganz kurz machen, ohne um den heißen Brei zu reden, und fragte: „Sie haben bei zwei Überweisungen in den Verwendungszweck ‚Geldwäsche 1‘ und ‚Geldwäsche 2‘ geschrieben. Ist das richtig?“ Ich sagte, ja, das hätte ich gemacht. „Herr Kuhligk“, sagte Frau F. von der Bank mit ernster, etwas tiefer gelegter Stimme: „Herr Kuhligk, machen Sie Geldwäsche?“ Ich schwieg irritiert, bis ich dachte, ich muss jetzt dringend etwas Klärendes sagen, und erwiderte: „Nein, natürlich nicht!“
Herrgott, dachte ich, welcher Depp würde denn, wenn er, aber doch, na klar, es gibt Leute, die fahren mit ihrem eigenen Auto in Schaufenster, greifen sich 30 Notebooks und rennen weg. Es gibt Staaten, die bombardieren andere Staaten und sagen anschließend: Wir waren es nicht. Ich entschuldigte mich akkurat, ein dummer Scherz, es tue mir wirklich sehr leid, und natürlich wollte ich bei dieser Bank bleiben und bei Frau F., die sich auch Sorgen um kleinere Beträge machte, und ich versprach, dass so etwas nie wieder vorkommen würde. Wir wünschten einander einen guten Tag und legten auf.
Ich erzählte M. davon. Sie sagte, nein, das solle ich nicht machen, das gebe immer Ärger, kenne sie von Freunden. Sie selbst habe mal 100 Euro überwiesen und dazu „2 Gramm Koks“ geschrieben. Sei aber nichts passiert. Björn Kuhligk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen