berliner szenen: Es geht los mit dem Rücken
Temperaturen um die 30 Grad sind gemeldet, dabei ist erst Mai. Dienstagabends geh ich zum Sport, aber heute habe ich noch einen Anschlusstermin. Will ich das wirklich bei dieser Hitze? Verschwitzt vom Sport gleich weiterhetzen? Ich entscheide mich stattdessen, früher aufzustehen, um schwimmen zu gehen.
Vorm Prinzenbad ist um acht eine Schlange, noch etwas verschlafen stelle ich mich hinten an. Gesprächsfetzen dringen an mein müdes Ohr. „Wie geht’s eigentlich deinem Rücken?“ Die Stimme klingt viel zu jung für so eine Frage. Ich drehe mich nicht um. Das käme mir aufdringlich vor. Da antwortet eine noch jüngere Stimme: „Ganz schlimm gerade. Bin total verspannt und hab das Gefühl, das wird immer krasser.“ – „Du musst jetzt echt vorsichtig sein.“ Das ist wieder die erste Stimme. „In unserem Alter geht das los mit dem Rücken.“ Jetzt wende ich doch mal vorsichtig den Kopf.
Hinter mir zwei baumlange Typen, maximal 25, also halb so alt wie ich. Wow, n dem Alter geht das also los! Hatte ich wohl vergessen, ist ja auch schon lange her. Ich habe so gut wie nie Rückenschmerzen, sie tun mir ein bisschen leid. Mein Mann hatte auch ewig Rückenprobleme, bis er diesen VHS-„Rückenfit“-Kurs gemacht hat, eine Stunde pro Woche.
Hinter mir geht das Gespräch weiter. „Man muss jetzt vor allem die Bauchmuskulatur aufbauen, ganz wichtig. Ich habe dieses High-Intensity-Core-Training gemacht. Das hat mir gut getan. Und mit meinem Vertrag kann ich hier auch in allen Studios trainieren.“
Rückenschmerzen, Core-Training, Vertrag. Jungsein klingt anstrengend und teuer. Ich bin plötzlich sehr froh, dass ich einfach zum Schwimmen gehe, weil es mir Spaß macht. So als älterer Mensch. Gaby Coldewey
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