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berliner szenenDen Kopf doch nicht frei

Willste nich nochma zum Sport gehen?“, sagt Paul abends oft, wenn er nach Hause kommt und ich wieder weinend auf dem Sofa liege, weil ich dieses Kackbuch einfach niemals fertig schreiben werde. „Geh doch noch mal zum Sport“, gurrt Paul. „Das macht deinen Kopf frei.“ Ich schnauze ihn an, wie er dazu käme, mich zum Sport zu schicken, und dann gehe ich zum Sport.

Und strampele. Auf dem Fernseher über mir läuft Tchibo-Werbung: Eine schwarze junge rau mit Turban bringt uns Zuschauern mit gütigem Lächeln frisch geerntete Kaffeebohnen als Opfer dar. Ich lache auf. „Unfassbar!“, flüstere ich. Schnitt. Ein weißer junger Mann mit Drei-Tage-Bart taucht seine Hand in einen Sack frisch gerösteter Kaffeebohnen und schnüffelt dran.

Er lächelt zufrieden. Wie ein Drogendealer, der ein gutes Geschäft gemacht hat. Schnitt. Ein weißer älterer Mann mit Hipsterbart trinkt genießerisch Kaffee und lächelt uns verschwörerisch zu. „Boah, ich glaub, ich muss brechen!“, murmele ich und trete vor Wut gleich doppelt so schnell.

Wenn man diese Werbung mal analytisch auseinandernehmen würde, was käme dabei heraus?! Mama Afrika opfert uns ihre Jugend, ihre Arbeitskraft und ihre Ressourcen, damit deutsche Männer dran verdienen können und deutsche Rentner konsumieren.

Als ob noch irgendeine Afrikanerin heute die traditionellen Gewänder trägt! Vor allem, wenn sie für uns die Drecksarbeit macht! Diese Menschen sind doch komplett in unsere abgelegten T-Shirts gekleidet, wahrscheinlich sogar die von Tchibo, aus der Baumwolle, die sie selbst gepflückt haben.

„Und, mein Spätzchen? Bist du jetzt friedlich?“, fragt Paul, als ich nach Hause komme. „Nee!“, schnauze ich. „Ich bin stinksauer. Lass mich vorbei, ich muss an meinen Schreibtisch!“ Und schreibe diesen Text. Lea Streisand

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