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berliner szenenDie Strokes in Berlin

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Die Show beginnt schon auf dem Hinweg: An der Knaackstraße steht der große Typ, der immer auf Indiekonzerten herumsteht, auch „Zahnarzt“ genannt, und wartet auf die Straßenbahn; in der U 6 Richtung Tempelhof sitzt die Musikerin einer Berliner Band mit einer der beiden Schwestern, die schreiben und auch in Bands spielen; und gegenüber steht der coole Taiwaner aus dem Spätkauf in der Immanuel-Kirch, der den FC St. Pauli groß findet. Sie alle wollen zu den Strokes. Echter Rock ’n’ Roll ist es dann, draußen im Regen lange zu warten, um eingelassen zu werden. Was nimmt man nicht alles für Beschwerlichkeiten in Kauf, um Gott zu sehen! Gestandene Atheisten versuchen es lieber mit einem Bier in der Friesenstraße – was schwierig ist: Da gibt’s nur Restaurants und die „Kühle Molle“, wo gerade ein heftiger Streit im Gange ist. Am Ende landet man im Ambrosisus, wo das gepflegt Gezapfte nach zwei Minuten auf dem Tresen steht. Das ist wichtig, das Konzert beginnt pünktlich, Radio eins überträgt ja live. Wer zu spät kommt, den bestrafen die Strokes. Doch es reichen schon ein, zwei Stücke, um zu wissen: Es ist wie bei Jesus & Mary Chain 1985. Kurze Konzerte, kurze Songs, und die Welt sieht anders aus. Nur in der Halle findet man niemand mehr von den Freunden und den anderen, die auch alle da waren. Wo ist bloß der Zahnarzt? Später sagt Heike, die fünf seien toll, so süß und überhaupt. Alexandra meint, wenn Casablancas sich in sie verlieben würde, würde sie ihren Freund verlassen. Die Strokes sind nach der Show bei der Echo-Verleihung. Wie uncool! Zum Nachshowbier im 103 fühlt man sich wieder schlecht, auch schlecht angezogen: Die Strokes und Mitte passen so gar nicht zusammen. Wenn das keine Erkenntnis ist! GERRIT BARTELS

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