berliner szenen Viele, viele Turbojacken

Wärme für Zehlendorf

Als Jugendkulturen-Forscher hat man es heutzutage wirklich nicht leicht. Banker sehen aus wie Skater und umgekehrt: Wie also will man noch erkennen, welcher Subkultur der Beobachtete angehört? Die sogenannte Turbojugend – also die echten Fans der norwegischen Prollpunkband Turbonegro – lässt den Jugendforscher jedoch noch an sich selbst glauben. Hier nämlich hat er es einfach: Einen Turbojugendlichen erkennt man an seiner original Turbonegro-Jeansjacke, die er stets mit großem Stolz spazieren trägt.

Bei dem Konzert von Turbonegro im Huxleys verwandelten die Turbonegro-Jacken-Besitzer die Halle in ihren Laufsteg. Das Tolle ist: Trotz ihrer Uniformierung setzt die Turbojugend auch weiterhin auf Individualität. So trägt man nicht bloß eine Turbonegro-Jacke, sondern eine, wo draufsteht: „Turbonegro Friedrichshain“, oder „Turbonegro Ahrensfelde“. Weitgereiste erkennt man am „Turbonegro Meckenbeuren“. Außerdem kombiniert man seine Turbonegro-Jacke gerne mit diversen Turbonegro-T-Shirts. So lässt sich mit der richtigen Farbkombinationsgabe in Sachen Distinktion auch noch so einiges rausholen.

So herrlich einfach kann es also immer noch sein, Teil einer Jugendbewegung zu sein. Am Ende des Konzerts konnte man sogar folgende wirklich rührende Szene beobachten: Einer trug eine Jacke, auf der stand „Turbonegro Zehlendorf“. Er war allein, trotz der Jacke. Man wollte ihm nicht recht trauen. Ob er als Zugereister galt? Doch dann machte der Einsame das „Oho oho ohoho“. Das ist das „Gabba Gabba Hey“ der Turbojugend. Und alle anderen machten auch „Oho oho ohoho“. Und da war der Zehlendorfer total glücklich – und nicht mehr allein. ANDREAS HARTMANN