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berlin viralHilfe für ein Wunder gesucht: Wohnung für Willi

Meine beste Freundin hatte dieses Jahr kein Weihnachten. Sie musste am 24., 25. und 26. Dezember den Buchladen ihres Vaters ausräumen, da der zum 31. 12. gekündigt wurde und ihr Vater sich um nichts kümmern konnte (siehe „berlin viral“ vom 19. Dezember). Er liegt seit Monaten im Krankenhaus. Als ich meiner Freundin am 25. Dezember schöne Weihnachten wünsche und Fotos von meinem Familienweihnachten schicke, bereue ich meine Nachricht gleich wieder. Schließlich weiß ich, dass sie gerade Bücher verpackt und in einen Lagerraum fährt, letzte Dinge bei Ebay-Kleinanzeigen einstellt, Regale rausreißt und Weihnachten verflucht, weil ihr an den Feiertagen weniger Freunde helfen. Als ich am 23. das letzte Mal mit angepackt habe, meinte sie: „Der Rummel um Weihnachten macht mich gerade nur zynisch. Wahrscheinlich, weil ich mir keins erlauben kann.“

Als ich am 28. wieder helfen komme, erkenne ich den Laden kaum wieder: Das Schaufenster ist leer, alle Regale sind weg, die Bücher verpackt, die letzten Möbel werden gerade abgeholt oder stehen abholbereit auf der Straße. Meine Freundin aber ist sehr bleich, ihre Augenringe sehen eintätowiert aus. Auch ihr Freund und alle anderen Helfer*innen wirken wie am Limit. Doch mit dem Ausräumen des Ladens ist es nicht getan: Die neuen Mieter möchten den Laden renoviert übernehmen, der Vermieter will die Renovierungen auf den Vater meiner Freundin abwälzen, und dessen Anwalt meldet sich nicht, welche Arbeiten der Vermieter auf Basis des knapp 40 Jahre alten Mietvertrages rechtlich tatsächlich einfordern kann.

Neben dem Stress mit der Auflösung des Ladens kommt auf meine Freundin noch ein ganz anderes, wesentlich größeres Problem zu: Ihr Vater braucht schnellstmöglich eine barrierefreie neue Wohnung. Durch einen zu spät diagnostizierten schweren Diabetes musste ihm nach mehreren erfolglosen Amputationen einzelner Zehen ein ganzes Bein abgenommen werden. Seine Wohnung aber liegt im vierten Stock, und das Haus hat keinen Aufzug. Er kommt die Treppen nicht alleine hoch und runter. Die Krankenkasse jedoch hat ihn bei der Prüfung seines Pflegegrads als selbstständig eingeschätzt – der Pflegedienst wird nur einmal am Tag kommen.

Zeitgleich einen Laden aufzulösen und eine Wohnung zu finden, scheint auch ohne Pandemie ein Ding der Unmöglichkeit. Meine Freundin hat versucht, über das geschützte Marktsegment eine Wohnung zu beantragen oder einen Platz im betreuten Wohnen für ihren Vater zu bekommen.

Doch die Wartelisten für Letzteres betragen bis zu sechs Jahre, und auch die Beantragung eines Behindertenausweises zieht sich bereits seit Wochen hin. Ich habe in den letzten Tagen schon Hilfsaufrufe in den sozialen Medien geschrieben und Schreiben an Immobiliengesellschaften geschickt, in denen ich gebeten habe, mir beim Wahrmachen eines Weihnachtswunders zu helfen.

Nun versuche ich es noch einmal hier. In der Hoffnung, dass sich unter den taz-Leser*innen Vermieter*innen mit Herz befinden – oder Menschen, die genau solche kennen. Also: Wenn Sie von einer bezahlbaren, bezugsfertigen und barrierefreien Ein- oder Zweizimmerwohnung in Berlin-Schöneberg und Umgebung wissen, schreiben Sie bitte eine E-Mail an die eigens dafür eingerichtete E-Mail-Adresse wohnungfuerwilli@gmail.com. Ich garantiere, dass der Vater meiner Freundin ein äußerst angenehmer Mieter ist – er liest den ganzen Tag über Bücher oder verfolgt das Weltgeschehen.

Wenn sich durch diesen Aufruf tatsächlich eine Wohnung für ihn finden sollte, schreibe ich demnächst – versprochen – auch wieder Erfreulicheres. Vielleicht eine Hymne auf Ver­mieter*innen mit Herz?

Eva-Lena Lörzer

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