benachteiligte quartiere : Wenn Arbeit arm macht
Ein Befreiungsschlag sieht anders aus: Der Versuch der Wirtschaftsbehörde zu beweisen, dass ein Aufschwung der beste Garant gegen grassierende Armut und soziale Spaltung ist, kommt halbherzig, mit verengter Perspektive und schwächelnder Argumentationsbasis daher.
KOMMENTAR VON MARCO CARINI
Halbherzig, weil die Wirtschaftsbehörde gestern nur ihren zweiten Mann in den Ring schickte, der GAL den ultimativen Gegenschlag zu versetzen – der Chef war fünf Minuten zuvor gegangen. Perspektivisch verengt, weil allein die Zahl der Erwerbslosen als Indikator für die angebliche soziale Heterogenität diente. Schwächlich, weil sogar die Behördenzahlen beweisen, dass die Arbeitslosigkeit in den ärmsten Stadtteilen weniger sinkt als die in anderen Regionen der Stadt.
Arbeitslosigkeit ist ein, wenn auch gravierendes, Armutsproblem. Dass aber immer mehr Menschen zwar einen, mitunter auch zwei oder drei Jobs haben, ohne davon sich und ihre Familie ernähren zu können, ist eine Entwicklung, die jede offizielle Arbeitslosenstatistik nur verdeckt. Ein-Euro-Jobs, immer mehr Kinder, die von Sozialhilfe leben, mehr jugendliche Migranten ohne Abschluss und berufliche Perspektiven – das sind die Lebensbedingungen in Hamburgs Problemquartieren. Sie verweisen auf eine soziale Spaltung der Stadt, die die Senats-Gesundbeter nicht wahrhaben wollen.