■ beiseite: Berliner Ensemble 1
Die Zeiten sind schlecht, die Zeiten sind kalt, und in den Schaufenstern werden bereits die ersten Lichterketten angebracht. Da verlangt es uns nach einem Weihnachtsmärchen. Und nicht nur uns. Auch unsere Dramatiker beginnen, an Santa Claus zu glauben. Rolf Hochhuth, der sich seit Monaten um den Kauf des Berliner Ensembles bemüht, rechnet bis zum Jahresende mit einer Entscheidung zu seinen Gunsten. Zumindest sagte er das in der SFB-Kultursendung „Profile“. Hochhuth gab an, sich mit dem jüdischen, in Amerika lebenden Alteigentümer Klaus Wertheim geeinigt zu haben. Danach werde dessen Eigentum auf die von Hochhuth gegründete Ilse-Holzapfel-Stiftung übertragen. Die rechtliche Seite sei jetzt klar. 4,5 Millionen Mark stünden für den Kauf bereit. Ob es sich dabei um den gesamten Kaufpreis handelt, ließ Hochhuth offen.
Nach Ansicht der Kulturverwaltung und des Landesamts für offene Vermögensfragen ist die Eigentumsfrage des Hauses indes weiterhin ungeklärt. Auch läßt die Kulturverwaltung im Moment noch prüfen, ob die Gründung der Stiftung, die den Namen von Hochhuths Mutter trägt, überhaupt allen stiftungsrechtlichen Grundsätzen entspricht. „Weder Hochhuth noch eine andere Person hat bei uns bisher Ansprüche auf das Berliner Ensemble erhoben“, heißt es von dort – ein Brief an Wertheim sei ohne Antwort geblieben.
Doch das kann einen Hochhuth nicht erschüttern. Er hat statt dessen rasch ein neues Stück geschrieben („Effis Nacht“, einen Monolog über Else von Ardenne) und hofft, diesen am BE herausbringen zu können, da sich sein Verhältnis zu Heiner Müller doch schließlich „normalisiert“ habe (???). Lieber, lieber Weihnachtsmann, schau ihn nicht so böse an...
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