■ beiseite: April tanzt
Vor zehn Jahren wäre dies noch nicht möglich gewesen: 17 verschiedene Choreographen zeigen ihre Stücke in Berlin im April. Dabei steht nicht einmal ein Festival an. Aber das Netz der Koproduktionen und der dem Körpertheater gegenüber aufgeschlossenen Spielstätten entwickelt sich weiter, und immer mehr Tänzer emanzipieren sich von ihren Choreographen und entwickeln eigene Stücke.
Drei Theater stellten gestern gemeinsam im Podewil ihr Programm für April vor: Während sich das Theater am Halleschen Ufer der Berliner Szene widmet (mit Alex B, Rubato, Ingo Reulecke und dem allgegenwärtigen Jo Fabian), beginnen die Sophiensaele mit einer Vorstellung von Koproduktionen mit dem Grand ThéÛtre Groningen.
Die Tanzwerkstatt im Podewil lädt zum dritten Mal zu den „Körperstimmen“ ein mit Produktionen aus New York (John Jasperse), Frankreich (Kubilai Khan), Hamburg (Angela Guerreiro) und Berlin (Felix Ruckert). Die Themen reichen von der Erfahrung im Mikrokosmos, „wenn man es satt hat, sich zurückziehen will und dann merkt, wie die alte Routine sich wieder einschleicht“, wie Klaus Jürgens vom Het Hans Hof Ensemble erzählte, bis zur veränderten Bedeutung der körperlichen Identität in Europa im „euroblues“ von Feri de Geus.
Auch die Portugiesin Angela Guerreiro verbindet Tanz mit sozialer Recherche: Sie hat in Berlin, Budapest und Paris mit Obdachlosen über deren Leben geredet und darüber im Studio des Podewil ihr Stück „Be nice or leave. Thank you“ vorbereitet.
Die Stoffe liegen auf der Straße, die Tänzer sind zu allem bereit. Bleibt die Sorge um die Aktivierung des Publikums, stellte André Thériault, Betreuer der Tanzwerkstatt, am Schluß fest. kbm
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