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Archiv-Artikel

bahn hängt den zoo ab Mit Volldampf in den Prellbock

Das gute Zureden des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) und der laute Aufschrei der Berliner haben nicht geholfen: Die Deutsche Bahn AG bleibt stur. Sie hängt den Bahnhof Zoo, bisheriger Hauptbahnhof der Großstadt Westberlin, im nächsten Jahr vom ICE-Netz ab. Dieser Schritt ist nicht nur verkehrspolitisch sinnlos. Er zeigt auch, wie ignorant die Bahn auf berechtigte Kundenwünsche und lokalpolitische Interventionen reagiert. Eine Arroganz, die der Bahn in den kommenden Jahren einen schweren Stand in Berlin bescheren wird – obwohl die Verbesserungen, die die milliardenschweren Investitionen in die Infrastruktur bringen, unbestritten sind.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Denn letztlich ist das Abhängen des Zoos allzu durchsichtig, allen Aussagen von Fahrzeitverkürzungen zum Trotz. Je mehr ICEs am Zoo halten würden, desto weniger (West-)Berliner würden am künftigen Hauptbahnhof am Lehrter Bahnhof ein- und aussteigen, weil der Zoo viel besser an das Nahverkehrsnetz angeschlossen ist.

Wenn aber kaum jemand – ein paar Regierungsbeamte und Touristen einmal ausgenommen – am Hauptbahnhof ein- und aussteigen würde, wäre nicht genug Kundschaft für die geplanten Shoppingzonen am Hauptbahnhof da, und die Bahn könnte ihre Immobilien nicht vermieten. Immerhin 16.000 Quadratmeter Ladenfläche wollen hier belegt werden – fast halb so viel, wie es künftig im umgebauten und vergrößerten Kaufhof am Alex geben wird.

Zudem müssen Bahnkunden, wenn sie am Hauptbahnhof oder am Südkreuz ankommen, meist in die S-Bahn steigen, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiterwollen. Auch das bringt der Bahn Umsatz, schließlich ist die S-Bahn ihr Tochterunternehmen.