ausgehen und rumstehen : Oh no no, kein Vollsuff im Kokosnuss-Bikini
Ob’s auf Hawaii immer noch kein Bier gibt? Importieren kann man jetzt nämlich auch keins mehr, denn ich hab alles ausgetrunken am Wochenende. Habe schon Donnerstag angefangen, auf der Premierenparty zu „FC Venus“. Was ein echter Fußballfilm ist, kredenzt natürlich nur Bier und Chips. Ich bin nur froh, dass das Zeug einem nicht schon vor der Vorführung in die zittrige Hand gedrückt wurde – wegen der typisch niedrigen Frauenklodichte in dieser ungerechten Welt: zu wenige, zu besetzt, zu sehr von kichernden Kokspärchen okkupiert, die das Männerklo für zu dreckig für ihre verbotenen 20er-Jahre-Laster befinden.
Die Party fand in einem leer stehenden Ladengebäude gegenüber von Karstadt Sport statt – näher bin ich jenem überflüssigen Kaufhaus bislang nie gekommen – und erstreckte sich auf mehrere, dunkle Ebenen. Wenn man kein Bier mochte, war man aufgeschmissen – es sei denn, man gehörte zu den netten Frauen, mit denen ich mir die Hucke voll soff. Die eine zückte alle halbe Stunde ein niedliches kleines Trinkjogurt-Plastikfläschchen mit eingeschmuggeltem Ramazotti, weil, hört hört, sie „nur Ramazotti verträgt“. Welch eine coole Lebensmittelallergie, gratulierte ich.
Das erinnerte mich an die pittoreske Trinkjogurt-Verkaufsaktion, die ich mal vor Jahren erleben durfte, als die Junkies noch in City West und nicht am Kotti abhingen: Ich stieg am Ku’damm aus der U-Bahn und schaute zu, wie jede Menge schmalgesichtige Junkies bemitleidenswerte, in mannshohe Trinkfläschchenkostüme gehüllte Yokult-Verkäufer umringten und eine Umsonst-Portion rechtsdrehende Milchsäuren nach der anderen schnorrten. Mit der Ramazotti-Partyqueen jedenfalls hatte ich großen Spaß am Donnerstag, und am Ende des Abends hatte ich mir die vielen schlechten Witze des Films sozusagen schöngetrunken, die vielen guten allerdings leider weggesoffen.
Darum musste ich Freitag auch eine kurze Bierpause machen, Samstag ging’s aber zum Glück wieder, und ich guckte mir im Bassy unter den mit 1.-Mai-Tanztouristen gefüllten S-Bahn-Bögen Lady Coconut aus Hawaii und Mateata aus Tahiti an, die echte Hula-Tänze in echten Kostümen vorführten. Das war toll, denn so einen Kokosnuss-Bikini muss man auch erst mal tragen können.
Lady Coconut, die mindestens Schuhgröße 42 hatte und trotzdem die nackten Füße mit den Blumenkettchen unter dem langen Bastrock hoch anmutig im Hulatakt bewegte, wackelte dazu aufs Eindrucksvollste mit den Hüften. Ich habe es später selbst noch ausprobiert und würde nicht empfehlen, vorher so viel Bier zu trinken, wie ich es tat. Mateatas fließende Bewegungen erzählten vom Säen und Ernten, sage ich jetzt mal als Laie. Hin und wieder streckte sie einen schlanken Finger aus und wedelte lächelnd mit ihm hin und her, als ob sie sagen wollte: Es gibt wirklich kein Bier auf Hawaii – oh no no, Mister.
Ich habe einen dieser Schlüsselanhänger, die aussehen wie kleine Plastikeier und zum Aufziehen sind, und wenn man sie öffnet, wackelt irgendetwas. Bei meinem wackeln immer eine Hulatänzerin und ein Papagei, und seit Samstag gucke ich ihnen noch respektvoller zu. Denn ich weiß ja: Nur von Hulahula geht der Durst nicht weg. JENNI ZYLKA