aus für „vanity fair“ : Leiser Abgang
Die Pariser Headhunter können die Suche nach einem neuen Chefredakteur einstellen: Die heute erscheinende Ausgabe ist die letzte der deutschen Vanity Fair. Nach nur zwei Jahren ist also ziemlich überraschend Schicht in der blendend weißen Berliner Redaktion – selbst die Mitarbeiter wissen erst seit gestern Bescheid, „zehn Minuten länger als kress.de“, sagt eine von ihnen bitter. Sie beschreibt die Stimmung als betreten und merkwürdig gelähmt: „Trotzdem geht niemand heim.“ Noch auf der Weihnachtsfeier hatte Condé-Nast-Chef Jonathan Newhouse den Bestand garantiert: „Fische schwimmen, Pferde rennen, das ist, was sie tun, und Verleger verlegen. Keine Sorge, wir haben viel Geld.“
Verleger müssen allerdings manchmal auch sparen – und ein Hochglanzmagazin, dem die Anzeigen wegbrechen, ist ein teures Vergnügen, das sich der Verlag offenbar nicht mehr leisten wollte und konnte. Es ist ein leises Ende für ein lautes Heft, das niemals „das neue Magazin für Deutschland“ geworden ist.
Weder dem Gründungschefredakteur Ulf Poschardt noch seinem kürzlich ausgeschiedenen Nachfolger Nikolaus Albrecht sind die großen journalistischen Würfe in der Tradition des US-Mutterblatts gelungen. Gelesen haben musste man die deutsche Vanity Fair nie, gelesen hat man sie manchmal trotzdem gerne – weniger wegen einzelner Geschichten, sondern weil sie so rührend großspurig auftrat. Anspruch und Wirklichkeit fanden nie wirklich zusammen. Dass sie eingestellt wurde, ist nicht tragisch – die Art der Abwicklung schon. Vielleicht hat die Krise doch gerade erst begonnen. DENK