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Archiv-Artikel

aus für die love parade Grabstein für einen Mythos

Aus, aus, aus. Das Techno-Spiel ist aus. Im zweiten Jahr in Folge haben die Organisatoren der Love Parade nicht genügend Sponsoren zusammenbekommen – und die wenigen, die bereit waren, das nötige Geld über den Tisch wummern zu lassen, vergrault. Das Tanzspektakel ist tot. Endgültig. Auch wenn es schon Pläne für eine Wiederbelebung im nächsten Jahr gibt. Es gilt die alte Boxerregel: They never come back. Und wenn doch, dann nur als Zombie.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Gescheitert ist die Parade letztlich an ihrem eigenen Erfolg. Gestartet 1989, sozusagen als Preview auf die Raving Nineties, war der Technorave Ausdruck eines im Underground neu erwachenden Lebensgefühls. Es ging um Körper, Tanz und Drogen. Um Trance. Um eine Bewegung, deren einziger Sinn die Sinnlosigkeit war.

Spätestens als der Parade 2001 der Demonstrationsstatus entzogen wurde, war es damit vorbei. Schuld daran war weniger die Politik, die in ihrer unendlichen Ignoranz die demonstrative Sinnlosigkeit der tanzenden Massen nicht verstehen konnte. Schuld waren vielmehr schon da die Veranstalter, die dem Event längst einen tieferen Sinn verpasst hatten: Geld verdienen. Viel Geld.

Damit sind sie nun gescheitert. Zum Glück. Nicht weil jede Vermarktung einer ursprünglich hehren Idee ihren Verrat bedeuten würde. Aber weitere Paraden wären unweigerlich nur noch eine stete Wiederholung des peinlichen Affentheaters der letzten Jahre gewesen – bei der Vorbereitung und beim Massenauflauf im Tiergarten selbst.

Echte Kultstars sterben, bevor sie alt werden. Das ist hart für ihre Fans. Aber nur auf einem Grabstein kann ein wahrer Mythos wachsen. Für die Love Parade – und damit für die Erinnerung an die 90er – war es höchste Zeit. Wer will, darf ihr eine letzte Träne hinterherweinen. Danach können all die unschönen Nebenwirkungen vergessen werden. Und die Verklärung darf endlich beginnen.