atomlobbyist pinkwart : Ideologischer Rollback
Es erinnert an George Orwells Neusprech: Sein Ministerium heißt seit dem Regierungswechsel „Innovationsministerium“, sich selbst bezeichnet Andreas Pinkwart als „Innovationsminister“. Was für eine Camouflage, was für eine Lüge. Tatsächlich steht der nordrhein-westfälische FDP-Landeschef und Vize-Ministerpräsident mit seiner Pro-Atomkraft-Propaganda für einen ideologischen Rollback zurück in jene längst überwunden geglaubten Zeiten grenzenloser Technikgläubigkeit, von der zum Glück zwischen Rhein und Weser nur noch Ruinen übrig geblieben sind.
KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER
Der Reaktorunfall von Harrisburg liegt inzwischen 27 Jahre zurück, der von Tschernobyl feierte in diesem Jahr ihr zwanzigstes Jubiläum. Die Folge dieser Katastrophen war ein grundlegendes Umdenken auch und gerade in der bundesdeutschen Bevölkerung. Die so genannte friedliche Nutzung der Atomenergie verlor ihre Akzeptanz, die Anti-AKW-Bewegung wurde mehrheitsfähig.
In NRW führte das dazu, glücklicherweise heute AKW-frei sein zu können: Das 1971 in Betrieb genommene AKW Würgassen wurde 1994 wegen erheblicher Sicherheitsmängel abgeschaltet und zwei Jahre später endgültig stillgelegt. Das endgültige Aus für den „Schnellen Brüter“ in Kalkar kam 1991, ohne dass er jemals in Betrieb war. Der Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) in Hamm-Uentrop erlebte nicht mehr als seinen Probebetrieb und wurde 1989 wegen „technischer Mängel“ stillgelegt. Nun versucht Pinkwart die Zeit zurück zu drehen. Ob auf dem vergangenen FDP-Bundesparteitag, in zahlreichen Zeitungsinterviews oder auf Pressekonferenzen wie der gestrigen in Düsseldorf: Seit Monaten schon gibt Pinkwart den obersten Atomlobbyisten der Republik. Noch ist sein Kampf für eine Renaissance der Atomkraft nur ein rhetorischer Kampf. Doch er sollte nicht unterschätzt werden. Es wird Zeit für eine neue Anti-AKW-Bewegung.