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Archiv-Artikel

arbeitskämpfe Der Wert der Arbeit

Zufall oder nicht, in der Woche nach der Bundestagswahl gewinnen in Berlin die Kämpfe um Arbeit und Einkommen an Schärfe. Unternehmen kündigen Stellenstreichungen an, gegen die sich Beschäftigte und Landespolitiker wehren. Und im Einzelhandel gibt es erstmals eine große Protestkundgebung – gegen Schikanen bei Lidl. Jeder Fall ist anders, aber stets geht es um die gleiche, grundsätzliche Frage: Welchen Wert hat die Arbeit; welchen Preis zahlen Lohnabhängige, um ihre Jobs zu behalten?

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Die Wähler hatten diese Frage beantwortet: CDU und FDP verfehlten mit ihrem Marktradikalismus die Mehrheit, SPD, Grüne und Linkspartei kamen auf über 51 Prozent. Darin äußerte sich der Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit und einer angemessenen Teilhabe der Beschäftigten am gesellschaftlichen Reichtum. Schwieriger wird es, wenn diese Frage in täglichen Konflikten beantwortet werden muss.

Die Aktion der Gewerkschaften bei Lidl zeigt: Auch Beschäftigte in Mini- und Teilzeitjobs haben ein Recht auf eine Interessenvertretung, die sie vor Willkür schützt. Gut, dass die Aktion breite politische Unterstützung findet. Ein Denkanstoß für die Kunden ist sie auch: Auf wessen Kosten werden Billigpreise realisiert? Nicht nur im Einzelhandel, sondern auch in Kneipen, Flugzeugen, Werkstätten.

Die angekündigte Schließung des Samsung-Werkes zeigt aber: Politik und Gewerkschaften sind letztlich relativ machtlos, am längeren Hebel sitzen die Konzerne. Selbst Vorwarnsysteme, mit denen Werksschließungen im Vorfeld verhindert werden müssten, helfen kaum, wenn die Bosse nicht wollen. Die Rückforderung von Subventionen ist richtig, aber ein schwacher Trost.