arbeitsämter werben : Schlechter Gag für Arbeitslose
Ein Vorschlag zur Bewältigung des Arbeitslosenproblems: Die Bundesanstalt für Arbeit schreibt millionenschwere Aufträge aus für erwerbslose Grafiker, Texter, Schnelldenker und andere Quereinsteiger. Die Aufgabenstellung: ein Werbekonzept für die neue Arbeitsmarktpolitik der rot-grünen Bundesregierung. Etwa so: „Entwickeln Sie eine Kampagne für die Arbeitsämter, einen Auftritt auf Plakaten, Anzeigen und im Fernsehen, der Millionen Joblosen die Kürzungen bei der Arbeitslosenhilfe nahe bringt und das Arbeitsamt als Dienstleistungsagentur erscheinen lässt. Sie als Betroffener wissen am bes- ten um die Sensibilität des Themas.“
Kommentarvon BARBARA DRIBBUSCH
Eine solche Ausschreibung wäre mehr als ein Gag, denn schlagartig enthüllte sich damit das Verrückte an der PR-Politik des Chefs der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster. Es gibt nichts Zynischeres, als mit viel Tamtam für etwas zu werben, das den Betroffenen nur Nachteile bringt. Gerster hat mit der geplanten Ausweitung der Werbekampagnen deshalb ein falsches Signal gesetzt.
25 Millionen Euro stehen im kommenden Jahr für Marketingmaßnahmen der Arbeitsämter zur Verfügung. Der gesamte Etat für Öffentlichkeitsarbeit wird verdoppelt. Das sei nötig, um die Neuerungen durch die Hartz-Gesetze zu vermitteln, heißt es bei der Bundesanstalt.
Die Hartz-Gesetze bedeuten allerdings für die Joblosen vor allem Kürzungen, etwa der Arbeitslosenhilfe. Die ABM-Stellen und Weiterbildungskurse wurden ohnehin schon rigoros gekappt, um bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und es kommt noch schlimmer: Im kommenden Jahr gibt es nur noch 20 Milliarden Euro im Jahr für Jobmaßnahmen, ABM und Weiterbildung. Das sind 1,4 Milliarden Euro weniger als dieses Jahr. Und das war schon zu knapp.
Die tatsächliche Erfahrung, die Joblose mit ihrem Arbeitsamt machen, ist also diametral entgegengesetzt dem, was da vermutlich bald in „witzigen“ Fernsehspots über die „Dienstleister“ beim Arbeitsamt zu sehen sein wird. Denn Arbeitslose sind nun mal keine „Kunden“. „Kunden“ haben immer eine Alternative, Erwerbslose nicht. Und das Arbeitsamt ist keine „Dienstleistungsagentur“, weil es vielerorts kaum etwas zu vermitteln gibt, inzwischen nicht mal eine ABM. Das Problem sind weniger die Werbespots, das Problem ist die Wirklichkeit.
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