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Archiv-Artikel

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Nach einer handfesten Prügelei auf dem Parkett steht Isiah Thomas, der Trainer der New York Knicks, unter einem bösen Verdacht

Eine Massenschlägerei, eine Armee von Lippenlesern, eine lebende Legende auf Abwegen, ein ausrastender Jungstar, ein Traditionsklub in der Krise und ein Liga-Chef im Dauerstress: Das sind die Zutaten des Skandals, der die Schlagzeilen der Sportseiten der US-Presse dominiert.

Die Aufregung begann, als am Samstag im Madison Square Garden die New York Knicks auf die Denver Nuggets trafen. Das Spiel war längst zugunsten der Nuggets entschieden, als sich anderthalb Minuten vor Schluss J. R. Smith allein auf dem Weg Richtung Korb befand. Von der Seite schoss der New Yorker Mardy Collins heran und verhinderte mit einem brutalen Foul die leichten Punkte. Spieler stürmten das Spielfeld. Denvers Star Carmelo Anthony landete einen schweren Schwinger auf dem Kinn von Collins und löste weitere Handgreiflichkeiten aus.

Erinnerungen wurden wach an die letzte Schlägerei, die die NBA erschütterte. Vor zwei Jahren hatten sich in Detroit Spieler der Pistons und der Indiana Pacers untereinander und mit dem Publikum geprügelt. Die Nachwirkungen dieser Keilerei sind noch heute zu spüren, die NBA erließ – besorgt um den Imageschaden – strenge Kleidungsvorschriften für die Profis und wies die Schiedsrichter an, Meckereien mit Spielausschlüssen abzustrafen. Diesmal reagierte NBA-Boss David Stern prompt: 36 Stunden nach dem Vorfall suspendierte er drei Nuggets und vier Knicks. Anthony wurde für 15 Spiele gesperrt. Beide Klubs wurden zu je 500.000 Dollar Strafe verdonnert.

Nach den Spielern droht auch Isiah Thomas Ungemach. Der Trainer und Teampräsident der Knicks stand schon in der Kritik, weil er eine Mannschaft zusammenstellte, die so schlecht spielt wie kaum eine andere, aber dafür mit 130 Millionen pro Jahr die höchste Gehaltssumme der Liga einfährt. Als bester Spieler der Pistons gewann Thomas zweimal den Titel, doch die von ihm geleiteten Knicks sind zur Lachnummer der Nighttalker von Leno bis Letterman geworden. Nun zeigen Fernsehaufnahmen einen Disput zwischen Thomas und Anthony vor der Prügelei. Lippenleser haben herausgefunden, dass der New Yorker Coach dem Jungstar der Nuggets empfiehlt, der Zone unter dem Korb fern zu bleiben. Jetzt wird spekuliert, Thomas habe das harte Foul von Collins angeordnet. Thomas droht eine Sperre und die sofortige Entlassung bei den Knicks, deren Besitzer von ihm zu Saisonbeginn ultimativ spielerische Fortschritte gefordert hatten.

Die muss sein Team in den nächsten Wochen ohne die gesperrten Akteure erreichen. Die Rumpfmannschaft schaffte in der Nacht zu Dienstag einen ersten Erfolg. Den entscheidenden Korb in der Verlängerung zum 97:96-Sieg gegen die Utah Jazz erzielte Stephon Marbury, einer der größten internen Kritiker von Thomas. THOMAS WINKLER