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american piePhil Jacksons L.A. Lakers gehen als Favoriten in die NBA-Playoffs

DIE STRASSE NACH TIMBUKTU

When the jester sang for the king and queen

Nachdem der hoch gelobte Doc Rivers mit seinen Orlando Magic den letzten Playoff-Platz im Osten an die Milwaukee Bucks abtreten musste, dürfte die Frage, wer Coach des Jahres in der Basketball-Liga NBA wird, endgültig geklärt sein. Als genauso entschieden gilt die Wahl zum besten Spieler der Saison, und für die meisten ist es erst recht eine ausgemachte Sache, welches Team Meister wird. The Oscar goes to: Phil Jackson, Shaquille O’Neal, Los Angeles Lakers.

Vor dem Beginn der Playoffs am Samstag stellen sich die übrigen qualifizierten Teams vor allem eine Frage: Wie zum Teufel kann man gegen Jacksons L.A. Lakers mit ihrer unwiderstehlichen Shaq-Attack gewinnen? Nun: Vielleicht ungefähr so, wie es die Sacramento Kings in dieser Saison einmal tatsächlich und dreimal beinahe schafften. „Sie rennen und sie werfen gut“, bringt es der Veteran Ron Harper auf eine simple Formel, „wenn sie drauf sind, können sie verdammt gut sein.“ Die Kings, möglicherweise erster Playoff-Gegner der Lakers, sind jenes Team, das dem Favoriten die größten Schwierigkeiten bereitet. Phil Jackson jedenfalls macht keinen Hehl daraus, dass ihm Seattle in Runde eins erheblich lieber wäre.

Auf der anderen Seite spielt Sacramento mit seinem erratischen Spielmacher Jason Williams zwar spektakulär, aber auch sehr wechselhaft. Bei ihren Niederlagen gegen die Lakers konnten sie jedes Mal einen großen Vorsprung nicht über die Runden bringen. „Sie brechen leicht zusammen“, sagt Harper, „wir nicht.“ Das ist ein Problem, das auch Garry St. Jean, Coach der Golden State Warriors, für alle Teams sieht, die den Lakers in den Weg zum Titel geraten. „Ich glaube nicht, dass man sie beständig schlagen kann.“ Muss man aber, wenn man eine Best-of-seven-Serie gewinnen will.

Unter Jacksons Ägide sind die Lakers zu einem Team geworden, dass seine vielen Mittel optimal einzusetzen vermag. Shaquille O’Neal und Kobe Bryant spielen so gut wie nie zuvor, und dies vor allem gemeinsam. Glenn Rice trifft von außen, Harper bringt Abgeklärtheit und Defense, alle anderen Akteure fügen sich brav und effektiv in ihre Rollen. „Endlich harmonieren wir“, sagt Shaq, der inzwischen sogar die Freiwürfe versenkt, „wenn wir normal spielen, sind wir nicht zu schlagen.“ New Yorks Latrell Sprewell hofft genau auf diese Unnormalität: Formkrise, Verletzungen, Disqualifikationen, Foulprobleme. Einen Makel hat der Knicks-Guard entdeckt: „Es fehlt ihnen etwas Tiefe auf der Bank.“

Man darf aber annehmen, dass der von östlichen Philosophien angehauchte Jackson, der bei den Chicago Bulls sogar Dennis Rodman in den Griff bekam, auch damit fertig wird. „Er ist älter und weiser geworden“, sagt Ersatz-Center John Salley, früher in Chicago tätig, wo Jackson mit den Bulls sechsmal Champion wurde, „er scheint die Straße nach Timbuktu gefunden zu haben.“ Terry Porter vom Champion San Antonio Spurs ist da weniger sicher. „Ich würde gern sehen, wie dieses Zen-Zeugs in Vancouver oder Dallas wirkt“, fragt er ketzerisch. Ein frommer Wunsch. Wie hingegen das Zen-Zeugs in Los Angeles wirkt, können Porter und Kollegen wahrscheinlich schon in Runde zwei aus nächster Nähe beobachten.

MATTI LIESKE

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