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american pieLance Armstrong erntet auch in der Heimat Ruhm

Amerikas oberster Postbote

Dass es eines Tages eine Briefmarke mit seinem Konterfei in den eher radsportfernen USA geben wird, ist unwahrscheinlich. Dafür könnte der für das Team von US Postal fahrende Lance Armstrong aber immerhin der Grund sein, dass „die Briefmarken nicht teurer werden“, glaubt Bob Williams, womit der Präsident der Marketingfirma Burns Sports natürlich meint, dass das Porto noch eine Weile so bleibt, wie es ist.

Für einen Radfahrer ist Armstrong in den USA derzeit ungewöhnlich populär, was allerdings weniger der Tatsache geschuldet ist, dass er soeben seine dritte Tour de France gewonnen hat, sondern mehr mit seiner „Aschenputtel-Geschichte“ zusammenhängt, wie es Jim Andrews nennt, Direktor einer Publikation mit Schwerpunkt Sponsorship. Der Athlet, der eine schwere Krebserkrankung überwindet, um dann zum Gipfel seines Sports zu gelangen – das ist eine Story, wie sie Amerika liebt. Für seine Auftritte als „Motivationsredner“ kassiert Armstrong doppelt so viel wie Bill Clinton; in den letzten Wochen, als die Tour lief, wurden 15.000 Exemplare seiner Autobiografie „It’s Not About the Bike“ geordert, die schon 500.000-mal verkauft wurde und jetzt als Taschenbuch erscheint. Im Fernsehen laufen gleich vier Werbespots mit dem 29-Jährigen, einer von der Sportartikelfirma Nike.

Er mag vielleicht nicht so beliebt sein, wie es sein stets freundlicher Landsmann Greg LeMond, der ebenfalls dreimal die Tour gewann, vor allem in Europa war, aber kraft seiner Lebensgeschichte ist Armstrong geschäftlich allemal erfolgreicher. „Er symbolisiert, worum es in unserer Kampagne geht: die Träume und die Ambitionen der Menschen“, sagt ein Sprecher der Lebensversicherungsgesellschaft American General, die den Texaner unter Vertrag hat.

Besonders glücklich darf sich die gute alte Post schätzen, ein halbstaatliches Unternehmen, das mit Konkurrenten wie UPS und FedEx zu tun hat und in diesem Jahr einen mutmaßlichen Verlust von zwei Milliarden Dollar hinnehmen muss. Die Entscheidung von 1996, ein Radsportteam zu finanzieren, entwickelte sich für den US Postal Service jedoch zum großen Coup, als Armstrong 1997 nach seiner Krebserkrankung zur Mannschaft stieß. Das Werbebudget des Unternehmens sank von 241 Millionen Dollar im Jahre 1999 auf 151 Millionen im vergangenen Jahr, gerade mal eine Million davon musste für das Armstrong-Team aufgewendet werden. Dieser Preis ist inzwischen gestiegen. Der neue Vierjahresvertrag bis 2004 kostet die Postler 25 Millionen Dollar, immer noch ein Klacks angesichts des Werbeeffekts. „Jedes Mal, wenn er da oben steht und das Logo des US Postal Service trägt, ist das imagebildend“, freut sich Firmensprecher Gerry Kreienkamp. „Andere Unternehmen würden für diese Reichweite töten.“

Und einen willkommenen Nebeneffekt haben Armstrongs Triumphe in den Alpen und Pyrenäen zudem: Sie motivieren die Angestellten. Postämter, die besondere Leistungen erbringen, dürfen neuerdings ein gelbes Banner aufhängen. Jedem Briefträger sein eigenes Alpe d’Huez. MATTI LIESKE

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