american pie: Shaq-Aufstand in L.A.
Coole Wampe
„So groß wie diese Saison war er noch nie“, schreibt die Los Angeles Times über den Center des Basketball-Teams der Lakers, eine Formulierung, welche die Zeitung als ein sehr höfliches Blatt ausweist. Angemessener wäre der Satz: „Shaquille O’Neal ist ein Fettwanst.“ So deutlich möchte es selbst Coach Phil Jackson nicht ausdrücken, er spricht von „schlechter körperlicher Verfassung“. Auf der hackt er aber emsig herum, nicht ohne nebenher zu monieren, dass es der 29-Jährige immer noch nicht gelernt habe, Freiwürfe im Korb zu platzieren.
Das ist, als würde man Gott einen Stümper nennen, und die Reaktion des Basketball-Riesen mit der coolen Wampe, dessen Ego seit dem Gewinn zweier Meisterschaften zum Platzen aufgebläht ist, ließ nicht lange auf sich warten. „Der hat immer was zu meckern“, schimpfte O’Neal auf den Trainer, dessen Verpflichtung er selbst veranlasst hatte und den er einst „mein weißer Vater“ nannte. Die Lakers haben ihren alljährlichen Shaq-Aufstand.
Ging es im letzten Jahr noch um Kobe Bryant, davor um Nick van Exel, Coach Del Harris oder irgendwen, geht es diesmal um den bäuchleinkritischen Jackson, der zudem die Chuzpe besaß, O’Neal wegen eines verpassten Trainings eine Geldstrafe aufzubrummen. Wohin sich der Coach diese schieben könne, wisse er sicher, tobte Shaq, Versöhnungsgespräche lehnt er ab. „Ich muss mit niemandem reden, ich bin wütend.“
Jackson nimmt die Sache gelassen, schließlich ist ein wütender Shaq das Letzte, was die Gegner sich wünschen. Ohnehin ist O’Neal auch mit geschätzten 30 Pfund Übergewicht kaum zu stoppen. 30 Punkte und 12,3 Rebounds holte er in den ersten neun Spielen durchschnittlich, ein einziges Mal, gegen Phoenix, haben die Lakers verloren. „Wir hatten bisher ein ziemlich leichtes Programm“, sagt Phil Jackson. Das verwundert, wenn man Namen unterlegener Kontrahenten wie Portland, zweimal Utah, Orlando oder Sacramento liest, trifft jedoch die aktuelle Situation der Liga. Da sind es momentan frühere Prügelknaben wie New Jersey, Golden State, Boston, Los Angeles Clippers oder Detroit Pistons, die für Furore sorgen – und die Lakers natürlich, bei denen die Konkurrenz nun vor allem eines fürchtet: den fettfreien Shaq. MATTI LIESKE
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