american pie: Knicks auf Jahre hinaus zum Verlieren verdammt
Trouble in New York City
Latrell Sprewell ist nicht unbedingt bekannt für vorbildliche Lebensführung und erst recht nicht für diplomatische Konversation. Als sich sein Zorn jedoch gegen Scott Layden, den Präsidenten der New York Knicks, richtete, mochte ihm kaum jemand widersprechen. „Ihr habt meine ganze Vergangenheit ausgebuddelt“, wetterte der Basketballer mit der schillernden Vergangenheit (Trainer-Würgung in Golden State), „wie wäre es, wenn ihr euch mal anschaut, was Scott zuwege gebracht hat?“
Eine Frage, die nach den ersten sieben Spielen der Knicks in der laufenden NBA-Saison berechtigter scheint denn je. Gerade mal ein Match haben sie gewonnen, erstmals seit fast zehn Jahren ist der Madison Square Garden bei den Heimspielen nicht ausverkauft, das Erreichen der Play-offs ist so unwahrscheinlich wie ein Oscar für Knicks-Superfan Spike Lee, und mit den New Jersey Nets scheint sich zu allem Überfluss der Nachbar und Konkurrent um die Gunst der Basketball-Fans zum dominierenden Team des Ostens zu entwickeln. Neuzugang Jason Kidd, der Stephon Marbury ersetzte, hatte das Team letzte Saison sofort ins NBA-Finale gegen die Lakers geführt, mit Dikembe Mutombo und Rodney Rogers will New Jersey diesmal noch höher hinaus. „Wir werden schon viel stärker beachtet“, freut sich Nets-Präsident Rod Thorn, „aber wir wollen noch erheblich mehr Fans erreichen.“ Und die wohnen zumeist in New York.
Die Konkurrenz der Knicks brauchen sie jenseits des Hudson River vorläufig nicht zu fürchten. „Es ist hoffnungslos“, sagte Guard Allan Houston schon vor Saisonbeginn, eine Einschätzung, die man getrost auf die nächsten Jahre ausdehnen kann. Eine Reihe gravierender Management-Fehler von Layden und seinem Vorgänger Dave Checketts führte dazu, dass die Knicks mit der höchsten Gehaltssumme der Liga einen höchst durchschnittlichen Kader bezahlen, der ihnen auf Jahre erhalten bleibt. Bis 2008 ist die von der NBA gesetzte Gehaltsobergrenze schon jetzt ausgeschöpft, was bedeutet, dass die Knicks jede Saison einen dicken Batzen Luxussteuer finanzieren müssen. Drastisch überbezahlte Spieler wie Howard Eisley, Shandon Anderson oder Clarence Weatherspoon loszuwerden, ist nahezu unmöglich, weshalb kein Geld für Free Agents da ist und man lediglich auf günstige Draft Picks hoffen kann. Besonders belastend ist der noch fünf Jahre laufende 100-Millionen-Kontrakt mit Allan Houston, der auch noch dieselbe Shooting-Guard-Position wie Sprewell spielt. Letzterer muss daher als Small Forward gegen weit größere Gegenspieler antreten, „eindeutig die falsche Position“, wie sein alter Freund Chris Webber findet. Im Sommer bot Layden den notorisch widerspenstigen Sprewell wie Sauerbier an, fand jedoch keinen Abnehmer. Dann erschien der Spieler mit gebrochener Hand zum Training und wurde, weil er die Verletzung verspätet meldete, durch die überzogene Rekordstrafe von 250.000 Dollar und dem Verbot, sich dem Team zu nähern, weiter ausgegrenzt.
Dazu hatte Scott Layden auch noch Pech, als sein kühnster Plan komplett schief lief. Der verletzungsanfällige Antonio McDyess, der im Tausch gegen Marcus Camby, Mark Jackson und Draft-Pick Nummer 7 aus Denver kam und von dem sich die Knicks einen Jason-Kidd-Effekt erhofften, brach sich in der Vorbereitung prompt die Kniescheibe und fällt für die gesamte Saison aus.
Immerhin scheint den Knicks mit der kurzfristigen – und billigen – Verpflichtung von Lee Nailon von den New Orleans Hornets ein echter Glücksgriff gelungen zu sein. Mit seiner spektakulären Spielweise avancierte der Neue sofort zum Publikumsliebling im Garden. Sogar das riecht aber nach Trouble, wenn diese Woche der angestammte Favorit der Massen zurückkehrt: Latrell Sprewell, der zufällig auch noch dieselbe Position wie Nailon spielt. Wahrlich keine rosigen Aussichten für die New York Knicks. MATTI LIESKE
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