akzeptanzstrategie : Vertrauliche Gentech-Papiere
Die EU-Kommission hat jetzt eine neue Strategie eingeschlagen, um die Kommerzialisierung von Gentech-Pflanzen voranzubringen. „Der Bürger braucht nicht alles zu wissen“ scheint künftig ein wesentlicher Bestandteil ihres Akzeptanzbeschaffungsprogramms zu sein. Denn anders ist nicht erklärbar, dass die EU-Kommission jetzt in einem vertraulichen Beschwerdebrief die schwedische Regierung für ihre freizügige Informationspolitik in Sachen Gentechnik rüffelte. Der Kommission missfiel, dass die schwedische Regierung der Umweltschutzorganisation Greenpeace Dokumente über Genmais des Biotechkonzern Monsanto zur Verfügung gestellt hatte. Nach Ansicht der Kommission seien die Papiere vertraulich. Dabei musste Greenpeace auch in Schweden – wie zuvor schon in Deutschland – erst ein Gericht bemühen, um Einblick in die Monsanto-Unterlagen zu bekommen.
Bisher scheiterte die Vermarktung der neuartigen Pflanzen vor allem an der mangelnden Akzeptanz bei den Verbrauchern. Vertrauensbildende Maßnahmen, die die EU-Kommission in den letzten Jahren umzusetzen versuchte, konnten daran nichts ändern. Die Kommission scheint sich nun daran zu erinnern, dass in ihrem Auftrag regelmäßig per Umfrage das Wissen und die Einstellung der EU-Bürger zur Gentechnologie abgefragt werden. Die Ergebnisse zeigten deutlich: Je mehr Kenntnisse vorhanden waren, desto größer war der Anteil der Bürger, die klar sagten: Das möchte ich nicht auf meinem Teller haben.
WOLFGANG LÖHR