: ai kritisiert Folter im Südlibanon
London (ap) — Im südlibanesischen Gefangenenlager Chiam werden nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) Häftlinge gefoltert und oft jahrelang von der Außenwelt isoliert. Das Lager wird von der von Israel ausgehaltenen Südlibanesischen Armee (SLA) geführt. Es sei zu vermuten, daß zumindest bis 1988 auch israelische Soldaten an Verhören und Folterungen beteiligt gewesen seien, heißt es in einem heute veröffentlichten Bericht. Die Haftbedingungen in Chiam hätten sich in den letzten Jahren offenbar gebessert, den Gefangenen bleibe aber nach wie vor jeder Kontakt mit ihren Familien oder internationalen Hilfsorganisationen verwehrt. Der Bericht von ai enthält Angaben ehemaliger Gefangener, die über Folterung mit Schlägen und Elektroschocks berichteten. Nach Aussagen eines ehemaligen Chiam-Insassen wurde dessen 58jährige Mutter vor seinen Augen gefoltert, um ihn unter Druck zu setzen. Vertreter der israelischen Behörden und der SLA hätten wiederholt angeboten, die Insassen des Lagers sowie 36 in Israel inhaftierte Gefangene im Austausch gegen vier im Libanon vermißte Israelis und acht verschollene SLA-Angehörige freizulassen. Sollten die in Chiam Inhaftierten nur festgehalten werden, um die Freilassung anderer zu erzwingen, hätten sie als Geiseln zu gelten und wären umgehend und bedingungslos aus der Haft entlassen zu werden, schreibt ai weiter. Ebenso fordert die Organisation die sofortige Freilassung der im Libanon vermißten israelischen Soldaten und SLA-Angehörigen für den Fall, daß sie sich in Geiselhaft befinden.
Insgesamt sind nach Angaben von ai seit Beginn des Bürgerkrieges 1975 ijm Südlibanon weit mehr als 2.000 Menschen, größtenteils Libanesen und Palästinenser, spurlos verschwunden.
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