affären-casting (3): Michael Caine gibt Helmuth Schuster : Der schweigsame Cosmopolit
Regisseur Dieter Wedel will die VW-Affäre verfilmen. Dabei sind die Hauptrollen noch nicht besetzt. Die taz nord macht Vorschläge
Helmuth Schuster, Ex-Personalchef der VW-Tochter Skoda, ist derjenige, der die VW-Affäre losgetreten hat. Und zwar mit kosmopolitischen Verstrickungen, die über den Neckermann-Horizont von schnöden Lustreisen hinausgehen: Schuster soll indischen Politikern versprochen haben, ein VW-Werk in Indien zu bauen, wenn die Regierung vor Ort eine Anschubfinanzierung rausrückt. Die Inder zahlten und das Geld soll über eine Tarnfirma nicht bei VW, sondern in Schusters Tasche gelandet sein. Wobei dieser Coup nicht der einzige gewesen sein soll: Es soll Schuster-Tarnfirmen in Indien, Angola, Tschechien, Luxemburg und der Schweiz gegeben haben.
Man stellt sich also einen 52-Jährigen Top-Manager vor, der die Welt kennt. Einen, der in Luxushotels schläft und sich vormittags hofieren lässt von VW-begeisterten Lokalpolitikern. Nachmittags fährt er dann beispielsweise zu einem heruntergekommenen Wohnblock am Stadtrand von Neu-Delhi und zieht dort aus einem abgeranzten Briefkasten den nächsten Scheck. Helmuth Schuster würde starke Bilder liefern für einen VW-Film, als Hauptrolle würde er allerdings nicht tragen: Schuster schweigt seit seiner Suspendierung im Juni 2005 beharrlich.
Für Schuster bräuchte es einen Nebendarsteller von großem Kaliber. Der Brite Michael Caine wäre so einer: Ein Charakterdarsteller, der schon einmal einen Oscar für seinen Nebendarsteller-Einsatz bekam in „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Außerdem spielte er in „Der Stille Amerikaner“ bravourös einen Journalisten, der sich 1952 im fernen Vietnam verstrickt. Da allerdings ging es um die großen Themen Liebe und Verrat. Es wäre der geeignete Background, dem vermeintlichen Schmiergeld-Schuster eine gewisse Tiefe zu verleihen. Klaus Irler