abgesagte stasi-tagung : Den Tätern keine Bühne
Seit dem vergangenen Wochenende ist klar: Ex-Stasi-Offiziere werden nicht am 17. Juni auf Einladung einer dänischen Uni in Berlin öffentlich über den DDR-Auslandsgeheimdienst plaudern können. Das ist keine Niederlage für die Freiheit der Wissenschaft, wie der Veranstalter nun klagt. Denn zu einer kritischen Betrachtung der Stasi wollen die alten Männer mit ihrem unerträglich guten Gewissen nichts beitragen. Das haben sie oft genug bewiesen.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Ein Beispiel: Im April 2006 präsentierten in Berlin Ex-Stasi-Offiziere ein launiges Erinnerungsbuch mit „Agentengeschichten“. Versehen mit einem Geleitwort von Markus Wolf und dem Ex-Mielke-Stellvertreter Werner Großmann. Darin loben beide die „menschliche Größe“ und das „handwerkliche Geschick“ ihrer einstigen Untergebenen. Und klagen über „andauernde Bemühungen, sie und die nachrichtendienstliche Tätigkeit für die DDR zu diffamieren und zu kriminalisieren“.
Derselbe Werner Großmann war zur nun abgesagten Tagung geladen. Was können er und seine Freunde von der Auslandsspionage zur Aufhellung der Stasi-Geschichte heute noch beitragen? Nichts. Die Geschichtswissenschaft ist 18 Jahre nach der Wende viel weiter. Als Material für wissenschaftliche Abhandlungen mögen ihre Worte daher noch taugen. Aber zu einem echten Dialog haben diese Leute nichts beizutragen.
Wenn dennoch eine Universität ihr Ansehen nutzt, ihnen eine Bühne zu bereiten, ist das bedenklich. Die Täter von einst bekommen so, was ihre bizarren Auftritte der vergangenen Jahre ihnen nicht haben geben können: öffentliche Anerkennung. Die späte Konferenzabsage war daher ein zugegebenermaßen grobes Instrument, dies zu verhindern. Aber sie war richtig.