abgehakt: Pferdeschwanz
Am Anfang ein bildungsbürgerlicher Exkurs: Als Laokoon, der Schlangenmensch aus der Troja-Sage, des hölzernen Pferdes ansichtig wurde, das die griechischen Belagerer vor den Stadtmauern zurückgelassen hatten, sagte er bekanntlich den Satz: „Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke geben.“ Wobei mit den Danaern die Griechen gemeint sind und mit dem Danaergeschenk noch heute ein Präsent, das auf den ersten Blick gut gemeint und nützlich ist, letztlich aber nur Unheil und Verderben bringt.
Allerdings geht es hier einmal nicht um die Deutsche Einheit oder Möllemann in der FDP, sondern um Weihnachten, Ort und Hort des klassischen Danaergeschenks. Beispiele gibt es genug. So darf man annehmen, dass der neue Mankell-Krimi unter zahllosen Christbäumen liegen wird. Die Folge: Menschen, die nächtelang keinen Schlaf mehr bekommen, unter dem Zwang stehen weiterzulesen, morgens mit tiefen Ringen unter den Augen zum Frühstückstisch wanken, unansprechbar, demnach unausstehlich sind und Beziehungskräche vom Zaun brechen. Am Ende freut sich nur RTL-Familienrichter Frank Engeland.
Oder ein Puzzle mit 6000 Teilen. Motiv: Rembrands Selbstbildnis. Eine Orgie in Brauntönen, ein Teil ähnelt dem nächsten. Die Küchentische als die einzigen Flächen, die die entsprechende Größe für die Unterlage haben, sind über Wochen blockiert, Menschen verhungern oder vagabundieren bei McDonald‘s.
Oder der superduper-Akkuschrauber. Der immer schon in der Sammlung des Heimwerkers fehlte. Und in der Sammlung aller Bekannten, Freunde und Nachbarn auch. Dialoge verlaufen ab dann üblicherweise so: „Du, ich hab mir da so ein 60teiliges Wohnzimmerregal gekauft, das ich am Wochenende anbringen will. Du hast doch seit Weihnachten diesen tollen Akkuschrauber. (Kurze Gesprächspause) Hast du am Samstag eigentlich schon was vor?“
Wenn die Jingle-Bells-CD gerade mal pausiert, hört man irgendwo das hämische Lachen des Laokoon. AHA
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