a última verdade : Alles geht gut
Das Wort aus Deutschland: Verzopfte Italiener, Herne aus Cerne, geheime Slipeinlagen und Selbstverstümmelung im30-jährigen Krieg
Alle zwei Jahre, kurz vor den Fußballgroßereignissen, überkommt einen diese nervöse Bangnis, ob es wohl so schön wird wie immer. Schon jetzt bleibt glücksnah festzustellen: Ja! Ja, es ist geworden. Zum Beispiel bei den Fernsehübertragungen. Immer noch werden TV-Gebühren völlig zu Recht erhoben und nicht als Schmerzensgeld gezahlt. Die launige ZDF-Stammtischcomedy „Nachgetreten!“ beweist in einem medialen Medienwechselversuch, dass man Bild-Zeitung durchaus senden kann. Auch die Kommentatoren sind krisenresistent. Rudi Herne aus Cerne servierte Schweizer Landeskunde: „Chapuisat spielt bei den Young Boys Bern in Basel.“ Steffen Simon wusste, warum Italiens Spiel so verzopft wirkte, und riet Francesco Totti: „Vielleicht sollte er sich diese Mädchenfrisur wegmachen und anfangen wie ein Kerl zu spielen.“ Und J. B. Kerner sprach am Mittwoch voll sendungsbewusster Besonnenheit nach Frings’ 1:0: „Wir dürfen jetzt nicht durchdrehen.“ Was ihm grauslich misslang. Aber van Nistelrooy konnte helfen. Danke, Nachbar.
Fußball ist eiserne Tradition. Der DFB lebt das sechzigerjahrehaft vor. Am Morgen des Clashs mit Holland, das auf der eigenen Website www.dfb.de kurioserweise tagelang vergessen wurde, dass man schon Angst hatte, die würden plötzlich keine Mannschaft nach Porto schicken, vermeldete der Verband stolz, dass seine weltmeisterliche Frauenelf jetzt für „Alldays“ Reklame mache. Freilich ohne Erklärung, was das Unanständiges ist. Genau wie früher, als man zum Kondom- und Bindenkauf flüsternd in die Apotheke ging („Das Gleiche wie immer“) und vom erröteten Personal ein verpacktes Päckchen zugeschoben bekam. Alldays sind übrigen Slipeinlagen, keine Schienbeinschoner.
Seit dem WM-Finale 1974 währt nun der 30-jährige Krieg zwischen D und den leibhaftigen Dauerkiffern, Lamadarstellern und Käseimitatliebhabern aus NL. Bei der neuerlichen Schlacht haben sich Tradition und Moderne nun in yinyanghafter Harmonie vereint. Traditionsbewusst warf genau ein Holländer in Kerkrade nahe Aachen, so die Polizei, genau eine Bierflasche gegen deutsche Passanten; ansonsten gab es viele kulturversöhnende EM-Partys, bei denen man sich gemeinsam einen hinter die Binde kippte. Ihrer Zeit voraus sind sogar die unsrigen Fans im Ruhrpott. Nach Massenschlägereien während der TV-Übertragung in Hagen und Bochum meldet dpa kühl: „Niederländer waren in beiden Fällen nicht beteiligt.“
Selbstverstümmelung, ob mannesstark oder mädchenhaft, ist ein Zeichen von großem Friedenswillen. BERND MÜLLENDER