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Archiv-Artikel

a última verdade Europa feiert die D-D-Days

DAS WORT AUS DEUTSCHLAND: Die Wahrheit liegt! Und zwar auf dem Platz! Punkt. Amen. Halleluja

Europa feiert die D-D-Days, die Tage der demokratischen Diktatur, ausgerufen an den weißen Stränden Lusitaniens von Otto I. höchstselbst, dem glorreichen Erfinder der Ottokratie, der als Erster unter Ungleichen in Griechenland zu Otto Rehakles mutierte, nun auch Otto II. genannt wird und den die Griechen als dreizehnten ihrer Götter in den Olymp aufnehmen.

Otto Rehagel, das Kind der Bundesliga, eint die streitsüchtigen hellenischen Hakennasen und schenkt dem Land endlose Dionysien, während das olle Germanien nach dem Ende der Völlerei vollkommen rudiratlos daniederliegt und erstarrt in hitzfeldesker Magersucht entgegenkatert. In Deutschland geht nichts mehr.

Aber: Otto rennt. Angeblich gebiert der Fußball Nationen und deren Helden. Aber er gebiert nur einen Gott. Das ist die Wahrheit, nicht wahr, meine Herren! Die Wahrheit liegt! Und zwar auf dem Platz! Punkt. Amen. Halleluja. Dass Demokratie und Diktatur sich einander ausschließen – geschenkt, Otto.

Europa, welch Fehler, den Gottesbezug aus deiner Verfassung zu verbannen. Zur Rettung des Abendlandes und der EU könnte Valéry Giscard d’Estaing aber einfach mehrere Volksbefragungen arrangieren: Otto in die EU-Verfassung! Otto für Prodi! Otto für Ottmar! Otto für Gerhard! Otto für Zeus! Siege mit stalinistischen 99 Prozent der Wählerstimmen wären gewiss, selbst im gerupften Gallien. Ein Otto von gestern sei er, ein Déjà-vu aus der Ära Kohl. Quatsch: Modern ist, wer gewinnt. Historiker befürchten zwar eine neue Übermacht des Anekdotischen und warnen grundsätzlich vor Plebisziten, aber – wenn ein bisschen Populismus die EU-Verfassung rettet?

Plebiszite könnten indes auch zu viel wichtigeren Fragen herangezogen werden. Zum Beispiel der, wer denn künftig als TV-Kommentator zur EM darf. Oder wer die Elfmeter schießen darf. David B. wäre so einiges erspart geblieben. Als meine Frau Sonja den pechvogeligen B. anlaufen sah, meinte sie: „Das ist nicht im Sinne der Allgemeinheit“, und sie hatte Recht – natürlich. Der führungsgläubige TV-Kaiser hingegen franzbauerte: „Verantwortung übernommen, Respekt“, usw. Puh! Plebiszit, Abwählen und aus, aus, aus.

Eine Anekdote: Dietmar Schwager, den alle nur den Diddes nennen, der einst als Abwehrrabauke zusammen mit dem Otto die Stürmer zu Kleinholz trat und dann den FCK-Nachwuchs trainierte, beleidigte seine Talente einmal während eines Spiels unflätig. Überraschend ließ er sich auf eine Aussprache ein. Diddes: „Ich habe ja nicht gesagt, der Andy ist eins oder der Jürgen, sondern einfach nur ‚ihr Arschlöcher‘.“ – „Ja und?“, hakte der Jürgen nach. Der Diddes geiferte: „Wer ein Arschloch ist, bestimme immer noch ich“, und verließ bellend die Sitzung. Die Zeit war einfach noch nicht reif für eine D-D. Der D-Day war ja auch erst fast 50 Jahre her.

TOBIAS SCHÄCHTER