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■ Zypern verzichtet auf die Stationierung russischer RaketenZementierung der Teilung

Zypern hat mit dem Verzicht auf die Stationierung russischer Raketen das einzig Mögliche getan. Denn die Gefahr, daß die S-300 zum Auslöser für einen Krieg mit der Türkei hätten werden können, war real. Die Raketen machten militärisch keinen großen Sinn. Und die Regierung Klerides hat sich mit ihrer Aufrüstungspolitik international isoliert.

Für die griechischen Zyprioten ist die Affäre zum Desaster geworden. Denn ursprünglich sollten die Raketen paradoxerweise dazu dienen, die Insel abzurüsten und die Teilung zu überwinden. Für den Fall einer Beendigung der türkischen Besatzung Nord-Zyperns lockten die Insel-Griechen nicht nur mit einem Verzicht auf die S-300, sondern mit einer generellen Abrüstung. Allein die Drohung mit den neuen Waffen sollte Frieden stiften. Und jetzt? Die Raketen kommen nicht. Doch die Teilung des Landes ist zementiert. Internationale diplomatische Bemühungen sind gescheitert. Was bleibt, ist die vage Hoffung auf einen EU-Beitritt, von dem sich die Zyprioten wahre Wunder versprechen – wahrscheinlich vergebens.

In Nikosia hat man offenbar dem Völkerrecht etwas zu viel Vertrauen geschenkt. Das verbietet die militärische Okkupation eines souveränen Staates. Die Türkei hält Nord-Zypern seit 1974 besetzt. Das Völkerrecht erlaubt zur eigenen Verteidigung den Besitz von Waffen. In Ankara hält man von eigenen Waffen viel, von fremden weniger. Die Raketen, obwohl als militärische Gefährdung des mächtigen Nachbarn ungeeignet, wurden von der Türkei dennoch zur willkommenen Drohkulisse erklärt, mit der sich auch ein Krieg rechtfertigen ließ. Gegen jedes Völkerrecht. Doch an diesem Punkt erschien nun nicht mehr Ankara als der Aggressor, sondern die waffengeilen Zyprioten, die mit ihrem gefährlichen Kurs einen militärischen Konflikt zwischen den Nato-Partnern Türkei und Griechenland heraufbeschworen.

Sie hätten es besser wissen müssen. Die internationale Kleiderordnung gebietet, daß ein Kleinstaat keine regionale Großmacht herausfordern darf, zumal wenn hinter letzterer die Interessen der Vereinigten Staaten stehen. Und: Mit Drohungen schafft man kein Vertrauen, das so dringend zwischen Insel-Griechen und -Türken nötig wäre. Man zerstört die letzten Brücken. Die Bilanz: Zypern bleibt, allen UN-Resolutionen zum Trotz, geteilt. Und ein Krieg ist zugunsten der Fortdauer eines brüchigen Friedens noch einmal vermieden worden. Klaus Hillenbrand

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