: Zypern bleibt noch lange ausgespart
■ Die bilateralen Verhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei „im Geiste von Davos“ beschränken sich auf zweitrangige Themen / Die Außenminister brachten „zurückhaltenden Optimismus“ zum Ausdruck
Aus Athen Corinna Jessen
„Zurückhaltenden Optimismus“ drückte gestern der griechische Außenminister Papoulias ebenso aus wie sein türkischer Besucher Yilmaz, als sie zu der ersten Runde der in Davos vereinbarten bilateralen Verhandlungen Stellung nahmen. Im Geist von Davos - dort hatten sich Papandreou und Özal Ende Januar auf die Formel des „Nicht–Krieges“ für türkisch– griechische Konflikte geeinigt - stand nun für die beiden Außenminister seit Montag in Athen die Diskussion bilateraler Probleme auf der Tagesordnung. Aber eben an dieser Tagesordnung wären die Gespräche am Dienstag abend fast schon gescheitert. Erst nach zwei Stunden harter Auseinandersetzung einigte man sich schließlich auf „zweitrangige Tagesordnungspunkte“: Modalitäten der Ein– und Ausreise der Diplomaten, die Bekämpfung des Rauschgifthandels und vertrauensbildende Maßnahmen. Dazu sollen Regelungen über die türkischen Militärübungen in der Ägäis gehören. Noch kurz vor der Ankunft von Yilmaz wurden erneute Verletzungen des griechischen Luftraumes durch türkische Mili tärflugzeuge gemeldet. Außenminister Papoulias betonte daher, daß unter diesen Umständen kein Vertrauen entstehen könne. Am Donnerstag mittag war es noch ungewiß, ob es eine gemeinsame Abschlußerklärung wird. Abgesehen von dem Problem Zypern bleiben auch weiterhin die Differenzen über die Begrenzung des Festlandsockels und die Themen um die nationale Souveränität und territoriale Integrität Grie chenlands ausgespart.Das Thema Zypern stand natürlich während der Gespräche im Raum. Verhandlungen über den Abzug der 30.000 türkischen Soldaten und der 60.000 türkischen Siedler vom Nordteil der Insel und das Schicksal der Vermißten sind für sämtliche griechische Oppositionsparteien überhaupt erst Voraussetzung für einen griechisch–türkischen Dialog. Ministerpräsident Papandreou erwartet seinen türkischen Amtskollegen am 13. Juni in Athen, der ihm zugesichert hat, er werde über Zypern reden, falls „Papandreou dieses Thema anschneide.“ Außenminister Yilmaz hatte andererseits schon am Montag vor seiner Ankunft in Athen bekanntgegeben, daß „Zypern ein internationales Thema sei, der Geist von Davos sich aber auf bilaterale Probleme beziehe und seine Reise sich streng im Rahmen von Davos bewege.“
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