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Zwischen den SprachenWarum ich die Eier erschrecke

Du bist nicht Deutsche, nä?“, sagte mir der Verkäufer in der Pizzeria, als ich mir eine Margarita-Pizza bestellte. Ich kam ins Stottern, Schweiß trat aus meinen Poren und ich wurde rot. Weil die Frage sich nicht so einfach beantworten lässt und mich des Öfteren in Verlegenheit bringt.

Meine Eltern sind beide Deutsche, auch ich habe einen deutschen Pass. Geboren und aufgewachsen bin ich aber in Paris. Vor fünf Jahren zog ich ohne meine Eltern zum Studieren nach Hamburg.

Zu Hause sprachen wir beides, Deutsch und Französisch; besser gesagt entwickelten wir unsere eigene Sprache: Frandeutsch. Dass diese Sprache in Deutschland nicht allgemeingültig ist, kam mir nicht in den Sinn. Genauso wenig rechnete ich mit einem Gefühl der Fremdheit, als ich nach Deutschland zog. Außer im Urlaub oder zu Besuch bei meinen Großeltern im Süden war ich kaum in Deutschland gewesen.

Meine Eier erschrecke ich nach dem Kochen, meine Computertastatur ist normal mit allen Buchstaben und Akzenten am richtigen Platz, meine hohen Rechnungen sind salzig und Britney Spears wird immer „Britné Spirseu“ sein.

Manche Angewohnheiten sitzen fest. Manche verändern sich mit der Zeit: Ohne Klischees bedienen zu wollen, bin ich kein pünktlicher Mensch. Seitdem ich in Deutschland wohne, bin ich zu 70 Prozent pünktlich. Darüber lachen wiederum meine Schulfreund*innen: Ich wäre verdeutscht.

Manche finden Gründe zur Verachtung

In Deutschland werde ich wiederum für meine zwar charmanten Besonderheiten ausgelacht, die nichtsdestotrotz Besonderheiten sind. Nicht Jan Bömmermann zu kennen oder nicht zu wissen, was ein Alsterwasser ist, ist für so manche ein Grund zur Verachtung. Als wären das ausschlaggebende kulturelle Merkmale fürs Deutschsein.

Früher habe ich mich geschämt und heute bin ich stolz. Meine Geschichte und mein Werdegang sind von verschiedenen Sprachen, verschiedenen Kulturen geprägt und ich behaupte mal ganz stumpf, ich hätte es irgendwie gemeistert, die kulturellen Unterschiede zu vereinbaren.

Heutzutage fühlt sich Deutsch natürlicher an; auf Deutsch kann ich über die Themen diskutieren, die mich bewegen. Verbringe ich eine Woche zu Hause, kommt mein Frandeutsch wieder zum Vorschein und es tut gut: Endlich kann ich mich wieder in der Sprache, die meine zwei Heimaten, meine zwei Kulturen vereint, verständigen.

Denn mich selbst verstehe ich immer glänzend. Den verdutzten deutschen Gesichtern zufolge bin ich da aber leider die Einzige. Julika Kott

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