: Zwei Liebende treffen sich am Bosporus
Die Türkei wird mit dem 3:2 gegen Südkorea WM-Dritter und Trainer Günes freut sich auf die Party daheim
DAEGU dpa ■ Nach dem 2:3 im „kleinen Finale“ gegen die Türkei nahm ganz Südkorea mit einer rauschenden Ballnacht Abschied von der Fußball-WM. Noch Minuten nach dem Abpfiff genossen alle Beteiligten das Bad in der Menge, und die Konkurrenten bedankten sich Hand in Hand bei den Zuschauern, die die Titelkämpfe entscheidend mitgeprägt hatten. „Was wir erreicht haben, war nur durch die Unterstützung der Fans möglich. Ich möchte mich bei allen Koreanern bedanken“, meinte Guus Hiddink nach seinem letzten Spiel als Trainer des WM-Gastgebers.
Die Rolle des Helden musste Hiddink dem Türken Hakan Sükür überlassen. Der 30-Jährige schoss schon nach 11 Sekunden das 1:0 und damit das schnellste Tor der WM-Geschichte. „Ich wollte heute unbedingt ein Tor erzielen, nachdem ich in den bisherigen Spielen kein Glück hatte“, jubelte der Stürmer vom AC Parma. Er unterbot die 40 Jahre alte Bestmarke des Tschechen Vaclav Masek um vier Sekunden. Zu den Treffern von Ilhan Mansiz (13./32.) leistete der im Turnierverlauf heftig kritisierte Kapitän jeweils die Vorarbeit.
Die Tore von Eul-Yong Lee (9.) und Chong-Gug Song (90.) waren für die Südkoreaner zu wenig, um ihrem Trainer und den 63.483 Zuschauern im World Cup Stadium von Daegu das erhoffte Happyend zu bescheren. „Ich wollte unbedingt Dritter werden, aber wir haben in der ersten Halbzeit riesige Fehler in der Defensive gemacht“, ärgerte sich Hiddink, der in den Club-Fußball nach Europa zurückkehrt. Im Gespräch sind unter anderen Leeds United und der PSV Eindhoven.
In den vergangenen Wochen ist der Niederländer zum populärsten Einwohner Südkoreas aufgestiegen, nach der WM wird er mit Ehrungen überhäuft werden. Ähnlich könnte es dem türkischen Trainer Senol Günes ergehen, nachdem er sein Team erstmals in ein WM-Halbfinale geführt hatte. „Ich bin sehr glücklich, dass wir als Dritter heimkehren“, meinte der 50-Jährige, der nach dem zweiten Vorrundenspiel kurz vor dem Rauswurf gestanden hatte. Nach dem größten Erfolg in der türkischen Fußballgeschichte freute sich Günes auf den Empfang am Bosporus, wo hunderttausende nach dem Schlusspfiff eine bis Montag andauernde Party starteten. „Das Volk liebt meine Mannschaft, und meine Mannschaft liebt das Volk. So werden sich zwei Liebende treffen.“
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