piwik no script img

Zwei-Drittel-Niederlage

■ Pauli kann über das 2:2 in Frankfurt froh sein / Erneut Protest gegen Rostock-Spiel?

Ein Unentschieden auf des Gegners Platz gilt seit jeher als Erfolg für einen Aufsteiger. Nach einem Remis bei Eintracht Frankfurt etwa pflegten die Spieler eines Liganeulings in der Vergangenheit stets vor Freude zu jubilieren. Doch früher war ein Unentschieden eben ein halber Sieg, nach Einführung der Drei-Punkte-Regel ist es eine Zwei-Drittel-Niederlage. Und die Eintracht ist auch nicht mehr das, was sie früher einmal war. Die Mannen des FC St. Pauli jubelten daher nach dem 2:2 vom Sonnabend nur gedämpft, zumal sie zweimal in Führung gelegen hatten. „Wir hätten das Spiel gewinnen müssen“, ärgerte sich Torwart Klaus Thomforde, „da zeigt es sich, daß wir noch zu grün sind.“

Allerdings waren die Hamburger mit dem einen Auswärtspunkt sehr gut bedient. Die Mannschaft wirkte lange Zeit hilflos und kam auch dann noch nicht in die Gänge, als die Hessen nach einer gelb-roten Karte gegen Jörg Böhme kurz vor der Pause in Unterzahl geraten waren. Bei den Hamburgern überzeugten nur Keeper Thomforde, der etliche Torchancen vereitelte, und Juri Sawitschew, der in der 72. und 81. Minute zweimal Nationaltorhüter Andreas Köpke überwinden konnte. Gegen die Ballzauberkünste des überragenden Augustine Jay Jay Okocha, der in der 79. und 82. Minute nach vielen vergeblichen Anläufen doch noch das Tor traf, war aber kein Gegenmittel zu finden. „Die Mannschaft wußte, wie der spielt“, versicherte Trainer Uli Maslo nach dem Spiel. Davon war im Spiel aber selten etwas zu bemerken. Auch der erst seit dem Wochenende spielberechtigte albanische Neuzugang Hysen Zmijani konnte mit dem Nigerianer nicht mithalten, sorgte aber wenigstens bei Ecken für Gefahr.

In den nächsten Spielen dürfte es kaum weniger Arbeit für den Mittelfeldspieler geben, der aus Saudi-Arabien zum Millerntor wechselte. Kommenden Sonnabend kommen die Bayern, eine Woche später geht es zu Werder Bremen. Zwei Punkte wären schon eine gute Ausbeute, vor allem wenn der FC die Zähler, die vor zwei Wochen in Rostock sportlich verlorengingen, auch auf juristischem Wege nicht wiederbekommen sollte. Heute oder morgen berät das Präsidium über einen erneuten Einspruch. Doch es sieht schlecht aus für die Hamburger. Zwei Kriminalbeamte aus Rostock hatten dem DFB ein Gutachten vorgelegt, wonach die qualmende Fackel im Ostseestadion keine ätzenden Dämpfe verbreiten konnte. Dem hatten die DFB-Juristen Glauben geschenkt. Warum sollten sie es bei einer etwaigen zweiten Verhandlung nicht auch tun? oze/dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen