„Zwei Damen sind das Äußerste“

■ Weibliche Tierärzte haben es schwer, in den Aufbaustudiengang „Tropenveterinärmedizin“ an der FU aufgenommen zu werden / „Präventive Diskriminierung“ mit schlechten Arbeitsmarktchancen begründet

„Es gibt da einen Prof, der keine Frauen in sein Seminar läßt“, hörte Hedwig gleich im ersten Semester. Eine Vertreterin der Fachschaftsinitiative Tiermedizin bestätigt: „Immer wieder kommen Frauen, die total frustiert sind, weil sie nicht in das Seminar aufgenommen wurden.“ Daß Frauen nicht an dem zehnmonatigen Aufbaustudiengang „Tropenveterinärmedizin“ teilnehmen dürfen, stimmt nicht. Unter den TeilnehmerInnen sind inzwischen mindestens ein oder zwei Frauen. Das sei doch das Äußerste: „Diese Zahl sollte man keinesfalls überschreiten“, erklärt Professor Jürgen Huhn, Leiter des Seminars für Tropenveterinärmedizin an der FU. Er sei keinesfalls der Meinung, Frauen seien die schlechteren Veterinärmediziner. Er habe jedoch den Auftrag, „einsatzfähige Tierärzte“ zu produzieren. Die weiblichen Kollegen hätten jedoch, so seine Erfahrung, auf dem Arbeitsmarkt für Tropenveterinäre schlechtere Chancen. „Wir nehmen immer eine Dame dazu und haben dann die größten Schwierigkeiten, sie unterzubringen.“ Die Entscheidung über den Einsatz von Frauen läge im Hoheitsbereich der Entwicklungsländer: „Und die akzeptieren eben Frauen nicht.“ Sechs deutsche und sechs bis acht ausländische Tierärzte nehmen in der Regel an jedem Durchgang teil. Vorraussetzung sind Studienabschluß (Approbation) und Promotion, außerdem eine mindestens einjährige Berufserfahrung. Das Programm wird aus öffentlichen Mitteln, unter anderm vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und dem Senat von Berlin, finanziert und ist das einzige seiner Art in Berlin und der Bundesrepublik. „Ich bin damals extra nach Berlin gekommen, weil ich in diese Richtung gehen wollte“, erinnert sich eine Studentin des Fachbereichs. Die Auswahl der TeilnehmerInnen erfolgt durch Professor Huhn und andere Hochschullehrer aus seinem Institut. Entscheidend, so Huhn, seien nicht die Noten, sondern „die Persönlichkeitseigenschaften“ der KandidatInnen. Die Nachfrage an diesem Programm sei hoch, vor allem angesichts einer schwierigen Arbeitsmarktlage für TiermedizinerInnen im Inland.

Immer wieder gab es an der FU Proteste gegen Huhns inoffizielle Frauenquote. Unlängst beschwerten sich wieder einige Veterinärinnen bei der Frauenbeauftragte des Berliner Senats. Diese wandte sich an die Universitätsleitung der FU und bat um Stellungnahme. Bereits 1982 ging die Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauenforschung und Frauenstudien (ZE) denselben Weg. Persönliche Gespräche änderten jedoch nichts an Huhns Meinung. Auch jetzt protestierte die ZE wieder gegen die „Vorenthaltung von Qualifikationsmöglichkeiten“ für Frauen. „Frauen müssen die Möglichkeit haben, sich selber durchzubeißen“, so Johanna Kotz von der ZE. Sie spricht sich ausdrücklich gegen eine „präventive Diskriminierung“ aus. Schützenhilfe kommt dabei auch von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der größten deutschen Entwicklungshilfeorganisation. Im Auftrag der Bundesregierung organisiert die GTZ die technische Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern und ist unter anderem für die Ensendung von Experten zuständig. „Grundsätzliche Einsatzbeschränkungen für Frauen gibt es nicht“, teilte ein GTZ-Vertreter der ZE mit. Allerdings würden generell die Einsatzmöglichkeiten für Veterinäre zur Zeit wegen Mittelkürzungen stagnieren.

-guth