piwik no script img

Zuwenig Geld mit Web 2.0Google boomt schwächer als erhofft

Eigentlich waren die Gewinne ordentlich. Die Erwartungen wurden trotzdem verfehlt: Soziale Netze á la MySpace oder StudiVZ werfen nur wenig Werbegelder ab - das trifft auch Google.

Haben genug zu lachen: Google Mitgründer Larry Page und sein Vorstandschef Eric Schmidt. Bild: ap

Über 50 Prozent Umsatzplus auf 4,8 Milliarden Dollar und 1,2 Milliarden Dollar Reinerlös: Wenn man Googles Geschäftsabschluss von Oktober bis Dezember 2007 betrachtet, sieht das doch eigentlich nach einem höchst erfolgreichen Quartal aus. Die Wall Street sah das am Donnerstag allerdings anders: Nach Vorstellung der Zahlen rauschte das Papier der großen Suchmaschine mit dem Kürzel "GOOG" um bis zu 9 Prozent nachbörslich in die Tiefe. Der Grund, neben dem sowieso schon nervösen Markt: Die Analysten hatten (noch) mehr erwartet, insbesondere vom Geschäft mit der Online-Reklame, von der Google zu 99 Prozent lebt.

So wuchs die Anzahl der Werbeklicks, die die Kunden dem Internet-Konzern bescherten, im vierten Quartal weniger stark - nur noch um 30 Prozent statt um 50 Prozent im Vorquartal. Das ist wichtig, weil Googles Werbekunden nur dann etwas bezahlen müssen, wenn der Nutzer auch eine Aktion durchführt. Gleichzeitig musste das Unternehmen einen höheren Anteil seiner Einnahmen an Partnerseiten abführen, auf denen Googles Werbung auftaucht.

Firmenchef Eric Schmidt weigerte sich im Analystengespräch nach Bekanntgabe der Zahlen allerdings, bereits von einem abgeschwächten Konsumentengeschäft zu reden. Die makroökonomische Abschwächung, die die USA erlebten, schlage sich auf Google noch nicht durch. Die Klicks seien auch deshalb zurückgegangen, weil man das Design einiger seiner Websites verändert habe, so dass es nicht mehr so leicht zu "Fehlklicks" durch die Benutzer komme.

Lob hatte Schmidt für den internationalen Markt außerhalb der USA übrig: Dieser biete noch ein enormes Wachstumspotenzial, obwohl Google bereits jetzt 48 Prozent seiner Umsätze dort macht. In Sachen Investitionen will der Internet-Konzern so weiter machen wie bisher - Schmidt sagte, man erwarte weiterhin "deutliche Kapitalkosten", etwa für Server und Bandbreite. Auch das dürfte der Wall Street nicht geschmeckt haben.

Eher schlechte Neuigkeiten gab es auch aus dem Wachstumsfeld der "Social Networks". Hier vermarktet Google neben seinem eigenen, nur in einigen Ländern wirklich erfolgreichen Dienst Orkut auch den Marktführer MySpace sowie einige kleinere Anbieter. Google-Firmengründer Sergey Brin sagte dazu, man habe noch nicht den allerbesten Weg gefunden, wie Werbung auf diesen Websites verkauft und zu Geld gemacht werden könne: "Wir führen dort jede Menge Experimente durch." Trotz erster "signifikanter Verbesserungen" im letzten Quartal habe es jedoch auch "einige Enttäuschungen" bei diesen Versuchen gegeben. Dabei sollte Werbung in sozialen Netzwerken eigentlich besonders lukrativ sein, weil oft breite Benutzerprofile vorliegen, auf die die Reklame abgestimmt werden kann.

Die kritischen Aussagen Brins dürften einige Investoren hellhörig machen, ist doch gerade im Bereich der sozialen Netz der "Web 2.0"-Hype aktuell besonders groß und Google der wichtigste Indikator für den Online-Markt. Facebook, derzeit als heißester Vertreter des Genres gehandelt und dank einem Investment von Microsoft mit satten 15 Milliarden Dollar bewertet, trifft dieser Fragekomplex stark.

Mark Zuckerberg, der 23jährige Firmenchef, sagte am Donnerstag auf einem internen Mitarbeitertreffen, man werde im nächsten Jahr allein 200 Millionen Dollar an Kapitalausgaben in neue Technik stecken. Das würde dann einem Minus von 50 Millionen entsprechen - sollten die von dem vor seinen Mitarbeitern erstaunlich redseligen Social Networking-König vorhergesagten Gewinne wirklich eintreffen.

Die Kapitalstruktur der sozialen Netzwerke bleibt damit mindestens hinterfragbar - trotz über 60 Millionen Nutzern bei Facebook sollen die Werbeumsätze 2008 bei nur maximal 350 Millionen Dollar liegen. Auch beim deutschen "Mini-Facebook" StudiVZ, immerhin laut IVW die am stärksten besuchte Website des Landes, gelten die Einnahmen angesichts des Nutzeransturms als eher bescheiden, wie Insider sagen. Dagegen bleibt die gute, alte Suchmaschinenreklame wie bei Google ein äußerst solides und vor allem hochprofitables Geschäft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!