Zuspitzung im Kongo: Rebellenchef nennt Blauhelme "unfähig"
Der UN-Sicherheitsrat fordert das sofortige Ende der Kämpfe im Kongo, Truppen der Vereinten Nationen sollen Zivilisten schützen. Kongos Rebellenchef Nkunda protzt, Blauhelme könnten ihn nicht aufhalten.
NEW YORK/GOMA/KAMPALA ap/afp Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die sofortige Einstellung der Kämpfe im Kongo gefordert. Das höchste Entscheidungsgremium der UN verurteilte die Offensive der Tutsi-Rebellen und forderte die Regierungen Kongos und Ruandas auf, die Stabilität in der Region wiederherzustellen. Bei Kämpfen in der Nacht zum Donnerstag wurden nach Angaben der kongolesischen Armee aber wieder fünf Menschen getötet. Einheiten der Rebellen hätten Goma erreicht, sagte Oberst Jonas Padiri.
Nach Berichten von Augenzeugen haben Regierungssoldaten Häuser und Geschäfte geplündert. Sie stoppten auf der Flucht vor den Rebellen auch Fahrzeuge und Taxen. Der Vormarsch der Rebellen im Osten Kongos hat eine Massenflucht und Panik in der Provinzhauptstadt Goma ausgelöst, wie UN-Sprecher Madnodje Mounoubai mitteilte. Blauhelmsoldaten hielten den Flughafen und andere strategisch wichtige Punkte in Goma besetzt.
Der UN-Sicherheitsrat hatte bereits am Dienstag einen sofortigen Waffenstillstand verlangt, worauf die Rebellen am Mittwoch auch eine einseitig eine Waffenruhe verkündeten.
Kongos Rebellenführer Laurent Nkunda kündigte derweil an, sich bei seinem Marsch auf die Provinzhauptstadt Goma im Osten des Landes nicht von den UN-Truppen aufhalten zu lassen. "Die UN-Mission im Kongo MONUC kann mich nicht daran hindern, nach Goma zu gehen", sagte Nkunda am Donnerstag. "Ich kann im Kongo überall hingehen." Die Friedenstruppe sei "unfähig", die Bevölkerung in der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu zu schützen. Seine Truppen respektierten die UN-Blauhelmsoldaten, sagte Nkunda. Er wünsche keine direkten Konfrontationen. "Aber wenn sie auf uns schießen, sie sind Soldaten, werden wir uns verteidigen müssen."
Nkunda sagte, es sei nicht sein Ziel, Goma einzunehmen. "Wenn ich nach Goma wollte, hätte ich es schon gestern getan", sagte der frühere General. Seiner Rebellenorganisation CNDP gehe es nicht um "Städte und Dörfer und bestimmte Berge". Es gehe darum, die Bevölkerung zu schützen.
Die Lage in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma ist trotz eines einseitig ausgerufenen Waffenstillstands von Rebellen-General Nkunda weiter angespannt. Die Regierungstruppen in der Stadt seien "außer Kontrolle", berichteten am Donnerstag Vertreter der Vereinten Nationen. Ein Reporter des britischen Senders BBC sprach am Morgen von nächtlichen Plünderungen durch Regierungssoldaten. Tausende Flüchtlinge, die Goma erst in den vergangenen Tagen erreicht hatten, versuchten, die Stadt zu verlassen.
Nkundas Rebellen hatten am Wochenende eine neue Offensive begonnen und das kongolesische Militär innerhalb weniger Tage aus mehreren Städten der Region Nord-Kivu vertrieben. Die schweren Kämpfe lösten eine Massenflucht von zehntausenden Zivilisten aus, die teilweise auch ins benachbarte Uganda flohen. Seit Mittwochnachmittag stehen die etwa 7000 Mann starken Rebellen-Truppen vor Goma. Nkunda hatte am Abend erklärt, er habe eine Feuerpause angeordnet, um eine weitere Destabilisierung der Situation zu verhindern.
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